Bildung und Kultur

Kunstpause

Jakobs Traum von der Himmelsleiter. Von Wolfgang Schneider.

Jakob Cay, 1576: Ölfarben auf Holz, 101 cm x 84 cm, © Wolfgang Schneider (Foto)

Der „Traum Jakobs von der Himmelsleiter“ ist in der christlichen Kunst seit dem 3. Jahrhundert zu finden. Im Zuge der katholischen Reform, die im Bistum Würzburg Fürstbischof Julius Echter (1573-1617) vorantreibt, wird dieses Thema um 1600 neu betont, denn durch Joh 1, 51 ist der Bezug zu Christus hergestellt: „Ihr werdet den Himmel geöffnet und die Engel Gottes auf- und niedersteigen sehen über dem Menschensohn.“ Auch entspricht die Betonung der Heiligkeit eines Ortes, an dem Gott in besonderer Weise gegenwärtig ist, dem katholischen Verständnis vom Gotteshaus.

Auf dem Gemälde ist Jakob links vorne schlafend unter einem Baum zu sehen. Er hat eine Wasserflasche umhängen und hält in seinem linken Arm einen Wanderstab. Diese Attribute sind von klassischen Pilgerdarstellungen übernommen. Die Bildachse schneidend erhebt sich vor Jakob eine Leiter, die bis in den wolkigen Himmel reicht. Zwei Engel stehen an ihrem Fuß, zwei weitere sind gerade auf ihr unterwegs. Am Ende der Leiter erscheint in den Wolken Gott. Die Geste seines ausgestreckten rechten Arms bedeutet, dass er gerade Jakob anspricht. In der Bildebene hinter dem Traumgeschehen ist zwischen Buschwerk die Hirtin Rahel zu sehen, die die Herde ihres Vaters Laban zum Brunnen treibt, von dem gerade der Deckstein weggeschoben wird. Jakob wird sich in Rahel verlieben, und sie wird seine Lieblingsfrau werden. Für die alttestamentliche Umgebung wählt der Maler eine üppig grünende fränkische Landschaft mit niedrigen Bauernhäusern zwischen Hügeln. Das einzige exotische Element sind zwei Kamele, die sich einer Rinderherde angeschlossen haben.

Die Signatur des Künstlers findet sich direkt über dem linken Fuß Jakobs. Unter dem Signet des Käuzchens mit der Farbpalette steht die Jahreszahl 1576 mit den Initialen ICVL. Diese sind aufzulösen als Iacob Cay von Lützen. Der aus diesem nahe Leipzig liegenden Ort stammende Jakob Cay ist von 1566 bis 1599 in Würzburg nachzuweisen. Nur wenige seiner Werke haben die Zeiten überdauert. Die Tafel mit der Himmelsleiter war, wohl als Altarbild, ursprünglich für die Kapelle der Homburg bestimmt. Diese Burg an der Wern war damals ein Amtssitz des Würzburger Bischofs. Aus der Kapelle kam das Gemälde im 18. Jahrhundert in die Pfarrkirche von Karsbach, später gelangte es in das Eigentum der Kirchenstiftung St. Johannes d. T. in Kitzingen. Heute befindet sich der „Traum Jakobs“ als Leihgabe im Museum Dettelbach.

 

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