Stundenentwürfe,  Theorie und Praxis

Gott liebt alle Menschen

Eine Unterrichtsstunde zum Gleichnis vom barmherzigen Vater. Von Alina Sawicki. Vorgestellt von Anja Legge.

© Alina Sawicki

Was passiert, wenn ich mal einen Fehler gemacht oder mich falsch verhalten habe? Lässt Gott mich dann fallen? Dieser Frage gehen SchülerInnen der dritten Jahrgangsstufe in einer Unterrichtsstunde zum Gleichnis „Der barmherzige Vater“ (Lk 15,11–32) nach. Erklärtes Ziel der Stunde von Alina Sawicki ist, dass die SchülerInnen verstehen, dass fehlerhaftes Verhalten zum Menschsein dazugehört und Gott trotzdem jedem einzelnen Menschen die Chance auf einen Neuanfang gibt. Denn: Gott liebt alle Menschen, auch wenn sie mal einen Fehler gemacht haben, Sein Ja zu jedem Menschen ist die Grundlage für ein gutes Miteinander.

Die Einheit beginnt mit einem bereits bekannten Ritual: Die SchülerInnen entzünden die Klassenkerze, sprechen ein gemeinsames Gebet und drücken anhand eines Schaumstoff-Würfels mit verschiedenen Emojis ihre aktuelle Befindlichkeit aus. „Zu meiner Stimmung passt heute dieses Gesicht, weil…“. Das hilft den Kindern, sich auf das gemeinsame Lernen einzustellen, berücksichtigt die persönliche Gestimmtheit und stellt auf das Fach Religion ein.
Dann wird zunächst das in der vorangegangenen Unterrichtsstunde besprochene „Gleichnis vom Zöllner Zachäus“ ins Gedächtnis gerufen. Um zum neuen Stundenthema überzuleiten, zeigt die Lehrkraft auf die Bibel und verdeutlicht damit, dass die folgende Erzählung aus der Heiligen Schrift stammt. Thema und Stundenziel werden für alle sichtbar mit Hilfe von Symbolen auf der Tafel visualisiert: „Gott liebt alle Menschen, auch wenn man einen Fehler gemacht hat“. Auf diese Weise wird der Kerninhalt der Stunde transparent und für alle sicht- und nachvollziehbar. Mithilfe von Erzählfiguren und bunten Tüchern wird nun das Gleichnis vom barmherzigen Vater in altersgerechter Sprache nacherzählt. Die Figuren werden auf einem Tisch angeordnet, die Geschichte an einigen Stellen unterbrochen, um den SchülerInnen zu ermöglichen, sich in die unterschiedlichen Rollen und Positionen einzufühlen: In Szene 1 (Der jüngere Sohn teilt dem Vater mit, dass er sein Erbe möchte und die Familie verlassen wird.) sind das die Gefühle des Vaters, in Szene 2 (Der jüngere Sohn lebt in Saus und Braus bis er all sein Vermögen ausgegeben hat und in eine schwere Not gerät.) versetzen sich die SchülerInnen in die Situation des jüngeren Sohnes, in Szene 3 (Der Sohn kehrt nach Hause zurück. Der Vater freut sich so sehr, dass er seinem jüngeren Sohn zuliebe ein großes Fest gibt. Der ältere Sohn sieht dies nach seiner Arbeit.) geht es um die Gefühle des älteren Sohnes. Dazu nimmt die Lehrkraft die jeweils passende Figur in die Hand und hält ihr eine Denkblase hin, die von den SchülerInnen gefüllt wird. Mögliche Gedanken sind etwa: „Ich bin traurig, dass mein Sohn von zu Hause weggehen möchte.“ „Ich habe einen großen Fehler gemacht.“ oder „Ich bin so wütend! Für mich hat Papa noch nie ein Fest gegeben.“ Im Moment, als der verlorene Sohn nach Hause zurückkehrt, unterbricht die Lehrkraft kurz, um den SchülerInnen Raum für einen möglichen Fortgang der Geschichte zu geben.
Am Ende der biblischen Erzählung werden sechs Symbole an die Tafel gehängt: ein Geldsack, ein Weinglas, ein Schwein, ein Haus, ein Gewand und ein Herz. Die SchülerInnen sind nun aufgefordert, in Einzelarbeit die Symbole zu ordnen und die Erzählung nachzuerzählen; ein bis zwei Sätze zu jeder Szene genügen dabei. Außerdem soll eine passende Überschrift gefunden werden, zum Beispiel „Der Sohn kommt wieder nach Hause“ oder „Das große Wiedersehen“.

Nach einer kurzen Ergebnisbesprechung stellen die SchülerInnen in Partnerarbeit den Bezug zwischen Vater und Gott / Jesus her. Ausgangspunkt ist die Frage, warum Jesus seinen Freunden ausgerechnet diese Geschichte erzählt haben könnte. Die Ergebnisse werden im Plenum gesammelt und mit Wortkarten an der Tafel festgehalten. Die SchülerInnen erkennen dabei, dass es absolut menschlich ist, Fehler zu machen und deuten Gott als denjenigen, der sie trotzdem bedingungslos liebt. Schließlich setzen sie das Gleichnis vom barmherzigen Vater und seiner Botschaft von einem liebenden und menschenfreundlichen Gott in Beziehung zu ihrem eigenen Leben.
Am Ende der Stunde wird das Erlernte im Stillen reflektiert: Während die Lehrkraft die Inhalte kurz zusammengefasst, hören die SchülerInnen mit geschlossenen Augen zu. Abschließend können sie sich zu den Tafel-Symbolen Koffer („Das nehme ich mit / habe ich heute gelernt…“), Fragezeichen („Diese Frage habe ich noch / Damit möchte ich mich weiter beschäftigen…“) und Mülltonne („Das hat mich nicht interessiert / ist mir schwer gefallen…“) äußern.

© Alina Sawicki – Die biblischen Erzählfiguren hat Alina Sawicki selbst entworfen und angefertigt. Die fehlenden Gesichter lassen Freiraum für die Phantasie der Kinder und machen die Figuren flexibel einsetzbar. Dank der Gewichte im unteren Teil stehen die Figuren frei;
die Arme lassen sich bewegen.

Den Unterrichtsvorschlag können Sie hier herunterladen:

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