
Jüdisches Museum Schalom Europa
Shalom Europa – Von Annette Taigel.

Am 23. Oktober wurde in Würzburg das „Jüdische Gemeindezentrum Shalom Europa“1 feierlich in Betrieb genommen. Es liegt auf dem Grundstück des ehemaligen jüdischen Krankenhauses und Altenheimes, die bis zur Machtübernahme der Nationalsozialisten erfolgreich ihre guten Dienste erfüllten, und schließt an die 1970 fertiggestellte, heutige Gemeindesynagoge an.2 Hinter der einladenden Glasfassade des zur Straßenfront gewandten Gebäudeteils befindet sich über zwei Stockwerke verteilt das „Jüdische Museum Shalom Europa“. Die weltweit größte Hinterlassenschaft an insgesamt 1455 mittelalterlichen Grabsteinen, die in einem Würzburger Stadtteil ab 1987 geborgen werden konnten, hat hier im Untergeschoss dauerhaft ihren Platz gefunden. Dass die wissenschaftliche Auswertung dieser Grabsteine die Stellung der Würzburger jüdischen Gemeinde während des 12. und 13. Jahrhunderts als ein europaweit führendes jüdisches Studienzentrum (mit Rabbinern von internationalem Ruf) erwies und bestätigte, wurde in der Stadt und an der Universität Würzburg mit großer Aufmerksamkeit und Freude zur Kenntnis genommen. Die 2011 dazu publizierte Edition hat die Erforschung der Geschichte, Kultur und Religion der Würzburger Juden des Mittelalters erheblich vorangebracht.3 18 dieser Grabsteine sind im Museum mit kurzen Erläuterungen ausgestellt. Das Jüdische Museum Shalom Europa ist integraler Bestandteil des bemerkenswert offenen Jüdischen Gemeindezentrums in Würzburg. Es ist eines der wenigen „Jüdischen Museen“ in Deutschland, dessen Trägerschaft allein bei einer jüdischen Gemeinde liegt. Zugleich ist es Teil der lebendigen Würzburger Museumslandschaft. In ihm führt die jüdische Gemeinde Würzburg und Unterfranken den ihr eigenen „jüdischen Weg durchs Leben“ vor Augen. Voll Zuversicht vertraut sie dabei auf die Bereitschaft der Besucher und Besucherinnen ihres Hauses, der jüdischen Religion und Kultur offen zu begegnen. Sie setzt darauf, die Akzeptanz jüdischen Lebens in der Stadt Würzburg -insbesondere bei der jungen Generation -nachhaltig zu stabilisieren und zu fördern.
Das „Jüdische Museum Shalom Europa“ bietet eine konzentrierte Darstellung der „Essentials“ der jüdischen Religion: ihre Fundierung in der „schriftlichen“ und „mündlichen Tora“, ihre Vollzüge im Haus und in der Synagoge, im Alltag und während der Feste, von Geburt bis zum Tod. Es erklärt die Besonderheiten des jüdischen Kalenders, der Gebetbücher und des jüdischen Betens sowie die grundlegenden Anweisungen für koscheres Essen und Trinken.
Über zwei Stockwerke bieten 36 Exponate, große Wand-und kleine Exponattexte, Fotographien sowie Bildschirme dem wissbegierigen und dem neugierigen Museumspublikum einen durchkomponierten thematischen Rundgang entlang der oben genannten „Essentials“ der Würzburger Gemeinde. Das Museum vermittelt Wissen zu Religion und Kultur der Jüdischen Gemeinde in Würzburg und bietet dazu auch hier gebräuchliche jüdische Bibeln, eine Torarolle und hier übliche Gebetbücher zum Anfassen an. Die Kraft der Museumskonzeption liegt in ihrer Konzentration auf Maßgebendes. Auf Wunsch werden die Besucher und Besucherinnen durch zertifizierte und sorgsam geschulte jüdische und nichtjüdische Ehrenamtliche durch das Museum geführt.

Der Besuch der Synagoge gehört zur Führung durch das Museum und ist außerhalb der Gebetszeiten unkompliziert möglich. Nach Absprache bieten die Ehrenamtlichen im Jüdischen Museum Shalom Europa auch geführte Spaziergänge über den jüdischen Friedhof sowie durch Würzburg an. Auch ist es möglich, im Jüdischen Museum eine Führung über den Denkort-Deportationen am Würzburger Bahnhofsvorplatz zu buchen. Bitte informieren Sie sich tagesaktuell auf der Homepage des Museums unter www.museumshalomeuropa.de über mögliche Änderungen und besondere Angebote sowie über die aktuellen CoronaAuflagen. Das Jüdische Museum Shalom Europa finden Sie auch unter www.musbi.de.
Jüdisches Museum Shalom Europa
Valentin-Becker-Straße 11
97072 Würzburg
Öffnungszeiten
Mo-Do 10-16 Uhr
So 11-16 Uhr
Eintritt
3 Euro pro Person
ermäßigt 2Euro
1Architekten BDA Gerhard Grellmann, Rainer Kriebel, Christian Teichmann, Würzburg
2Oberbaudirektor Rudolf Schlick, Städt. Hochbauamt Würzburg und Architekt Herrmann Zvi Gutmann, Frankfurt am Main
3Karlheinz Müller, Simon Schwarzfuchs, Abraham (Rami) Reiner, Die Grabsteine vom jüdischen Friedhof in Würzburg aus der Zeit vor dem Schwarzen Tod (1147-1346) (= Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte IX/58), Würzburg 2011

