Bildung und Kultur

Kunstpause

Eckhart Hahn: Anbetung der Könige (nach Rubens). Von Jürgen Emmert.

Wer die Dauerausstellung des MAD (Museum am Dom) betritt, dessen Blick fällt unwillkürlich auf das Gemälde „Anbetung der Könige (nach Rubens)“. Der gelbe Grund aus dem Bild wird durch die Wandfarbe aufgegriffen und steigert so die Wirkung des mit 240 x 180 cm stattlichen Bildes. Das Kunstwerk gehört zu den beliebtesten der Sammlung, was die aktuelle Hängung beeinflusst hat. Die Darstellung thematisiert überdies aber in wunderbarer Weise die Aufgabe eines Museums: Kunstwerke werden bei uns und in anderen Häusern vor den Augen der Besucher „enthüllt“ und treten so mit den BesucherInnen in einen Austausch.

Die Verpackungen, die das Gemälde bestimmen, sind Plastiktüten. Der Maler hat sich bei dem 2011 entstandenen Bild offensichtlich einen Spaß daraus gemacht, Tüten mit Markenlogos akribisch darzustellen, die wir alle kennen. Das Kunstwerk wird so auch zu einer Art „Suchbild“. In den Tüten scheinen sich Krippenfiguren zu verbergen, so legt es zumindest der Titel des Werkes nahe. Der rechts stehenden Figur der Maria mit dem Kind wenden sich die drei Königsfiguren zu. Die Gaben in ihren Händen sind durch eigene Umhüllungen besonders hervorgehoben.

Das Gemälde scheint so Krippenfiguren in ihrer staubdichten Verpackung das Jahr hindurch bis zum erneuten Einsatz am nächsten Weihnachtsfest ins Bild zu setzen. Der Zusatz beim Titel irritiert hier jedoch, da er Bezug auf den großen flämischen Barockmaler Peter Paul Rubens (1577 – 1640) nimmt. Dessen religiöse Darstellungen haben wesentlich die katholischen Bildwelten des Barock mitgeprägt und hier soll nun ein Bezug zu Krippenfiguren bestehen?

Rubens hat das Motiv der Anbetung der Könige des Öfteren dargestellt, dem Gemälde von Eckart Hahn hat aber wahrscheinlich ein Gemälde aus dem Jahre 1624, das sich in der Sammlung des Königlichen Museums der Schönen Künste in Antwerpen befindet, als Vorbild gedient. Der 1971 geborene Maler kann in seinem OEuvre nicht verleugnen, dass er sich am Anfang seines beruflichen Weges mit Fotografie auseinandergesetzt hat, aber auch mehrere Jahre Kunstgeschichte studierte. Er nimmt in meisterlicher Weise ein barockes Thema auf, verfremdet es jedoch gekonnt in zeitgenössischer Manier. Verpackungsmaterial wie Mülltüten oder Gummihandschuhe tauchen im Werk des Künstlers in den Jahren um 2010 immer wieder auf und führen darin ein sprichwörtliches Eigenleben. Sie scheinen tatsächlich lebendig zu sein und geben dem Betrachter so immer wieder Denkanstöße.

Auf meisterliche Weise wechselt Eckart Hahn zwischen den Gattungen von Malerei und Bildhauerei hin und her, da er hier Krippenfiguren nach einem Vorbild eines Gemäldes wiederum im Bild umsetzt. Hier lebt der alte Wettstreit der Künste, wer von Malerei und Bildhauerei den Vorrang habe, wieder auf. Die Frage, die sich damit stellt, ist, wer von beiden die Wirklichkeit besser abbildet? Eckart Hahn stellt so den BetrachterInnen generell die Frage, was Wirklichkeit ist.

Aus urheberrechtlichen Gründen können wir das Originalbild in diesem Internetartikel leider nicht zur Verfügung stellen. Sie können es in der Printausgabe des RelPaedplus oder bei einem Besuch im MAD anschauen.

Hier finden Sie übrigens das Originalbild von Rubens.

 

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