Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser,
… vor zwei Jahren ging ein Foto durchs Netz und durch die Presse, das immer noch an meiner Schranktür im Büro hängt. Es zeigt eine monumentale Christus-Statue, die sehr dem Wahrzeichen Rio de Janeiros ähnelt und die in Brasilien gerade aufgebaut wird: eine riesige, ca. 30 Meter hohe Baukonstruktion, auf der schon der Kopf und die Hände Christi angebracht sind, eine „Darstellung Christi im Werden“. Mir gefällt dieses Foto, weil es mich daran erinnert, wie konstruktiv doch mein eigenes Bild von diesem Mann aus Nazareth ist.
Als ich selbst noch Religion unterrichtete, war einer meiner Impulse zum Jesusbild von Jugendlichen: „Wer sagt eigentlich, dass er lange Haare hatte? Woher wissen wir, dass er schlank war?“ Gott sei Dank wissen wir nichts von diesen Äußerlichkeiten. Denn dies öffnet mich für eine tiefere Sichtweise. Mein Jesusbild, das sind eigentlich innere Bilder. Sie nähren sich aus Glaubenserfahrungen und theologischer Reflexion. Dazu gehören Gedanken und Gefühle, aber auch Erfahrungen und Jesus-Darstellungen aus der Kunst. Alles zusammen genommen prägt meinen ganz eigenen Zugang zu Christus.
Sicher erhielt ich aus meinem Religionsunterricht als Schüler einige Konstruktionsteile zu meinen inneren Bildern. Wie spannend wäre das wohl, in meinen Mappen aus der Zeit damals noch zu blättern und Entdeckungen zu machen, was mich bis heute geprägt hat. Und wie spannend kann es sein, wenn Sie, liebe Religionslehrerinnen und Religionslehrer, sich einmal kurz bei der Unterrichtsvorbereitung vor Augen zu führen, wie prägend Ihre eigene Auswahl an Jesusbildern für junge Menschen ist.
Jürgen Engel, Schulreferent der Diözese Würzburg