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„Dies ist heiliger Boden!“ (Ex 3,5) – Leichte Kooperationsspiele im Kreis

Diese Woche im Praxisplus-Special „6 Wochen Be-Geist-erung“: Mit Schülerinnen und Schülern spielerisch Kooperation üben. Von Matthias Och.

Bild: Henning Westerkamp auf Pixabay

Sie kennen das wahrscheinlich auch: Sie haben Realien mit in den Unterricht genommen oder ein Schüler hat extra ein Symbol von zuhause für Religion mitgebracht, das Bodenbild in der Mitte ist wunderbar gestaltet und dann… – ein Schüler lässt den Gegenstand fallen, der von Zuhause mitgebrachte Gegenstand des Mitschülers ist nach der Pause plötzlich verschwunden oder ein Schüler stolpert über das Bodenbild. Diese Situationen versuchen wir als Lehrkräfte zu vermeiden, sie ganz auszuschließen ist jedoch schwer. Es hängt wohl auch damit zusammen, dass Sorgsamkeit und Achtsamkeit im Umgang mit Gegenständen und seinen Mitschülern kaum mehr vorausgesetzt werden können. Vielleicht können auch die vorgestellten Übungen einen Teil dazu beitragen, darauf zu sensibilisieren und das Thema in den Fokus des Religionsunterrichts zu rücken.

Zum Thema „Be-Geist-erung“ passt auch gut die Gotteserfahrung Mose am brennenden Dornbusch. Ein heiliger Ort, an dem etwas brennt, aber nicht verbrennt. So kann man hier vielleicht gut an dem Anknüpfen, für was Kinder und Jugendliche brennen und was ihnen heilig ist.

Ein Tuch als Mitte kann in der Unterrichtseinheit „den heiligen Boden“ symbolisieren, um den sich die Schüler versammeln. Zu Beginn können die Schüler sich erst einmal gegenseitig wahrnehmen, indem sie im Kreis erst einmal nur ihre Schuhspitzen der Reihe nach anschauen. In einer nächsten Runde die Knie, dann die Schultern und schließlich erst die Augen, mit dem Hinweis sich zuzulächeln, wenn man den Blick eines anderen trifft. So kann das aktive Wahrnehmen des anderen geschult werden. Auch eine weitere Übung würde sich gerade im späteren Bezug auf die Offenbarung des Gottesnamens „JHWH“ eignen und Rücksichtnahme und Geduld einüben. Mit der Anweisung: „Jeder nennt nun einmal seinen Vornamen in der Reihenfolge des Alphabets sortiert, wie er in die Religionsgruppe der anderen passt. Es dürfen aber keine Absprache getroffen werden. Bei Fehlern muss von vorne begonnen werden.“ Je nach Schülerkontext kann auch bei gleichem Anfangsbuchstaben nach dem zweiten (usw.) Buchstaben im Namen sortiert werden oder dies spielt keine Rolle. Hier ist darauf zu achten, dass wirklich keiner Anweisungen dazwischen gibt („Du bist dran!“o.ä.). und Ruhe herrscht. Als Steigerung könnte das Ganze auch mit Augen geschlossen durchgeführt werden, sodass auch kein Blickkontakt aufgenommen werden kann.

Auf dem Tuch in der Mitte können die Schüler Gegenstände ablegen, die sie als besonders persönliche Gegenstände von sich mitgebracht haben. Oder die Schüler überlegen sich auf Wortkarten, was ihnen heilig und wichtig ist, „für was sie brennen“ und legen dies auf dem Tuch ab. Diese können in der Sequenz auch schon zuvor vorgestellt worden sein (z.B. auch in direkter Rede des Gegenstandes: „Ich bin der Stein aus dem Urlaub …“) und hier nur wiederholt werden, indem die Gegenstände den entsprechenden Personen zugeordnet werden müssen. (Jeder ordnet einen Gegenstand einem Schüler zu, was im Anschluss von der Gruppe kontrolliert wird.)

Ein rohes Ei mit der Beschriftung „heilig“ oder „unsere heiligen Orte“, welches man mitgebracht hat, kann mit Gestaltungssymbolen (z.B. mit Edding) bemalt oder mit den Hobbys, persönlichen Gegenständen etc. der Schüler beschriftet werden. Diese werden gemeinsam überlegt. Die Schüler sollen nachdenken, wie man mit einem rohen Ei umgehen muss und was dies mit „heiligen Orten“ zu tun hat. So kann auch eine mögliche Kirchenraumerkundung vorbereitet werden („Wie verhalten wir uns an Orten, die uns oder anderen heilig sind, wie z.B einer Kirche?“)

Bild: Matthias Och

Das Ei wird auf das Tuch in der Mitte gelegt und es sollen sich alle Schüler dem Tuch im Kreis so nähern, dass sie das Tuch nicht berühren, aber so nah wie möglich an das Tuch herankommen. Parallel dazu kann die Bibelstelle Ex 3,1-6; 13-14. Die Größe des Tuches sollte so gewählt sein, dass die Schüler nur gerade so mit einem Fuß an das Tuch kommen können. So muss Rücksicht aufeinander genommen werden, damit wirklich jeder ganz nahe am Tuch sein kann. Bei Berührung des Tuches müssen alle Schüler auf die Grundposition. Hier sollte ruhig auch zwischendurch oder im Nachhinein überlegt werden, welche Vorschläge es noch gibt, damit wirklich jeder so nahe wie möglich am Tuch sein kann, ohne dass ein anderer verdrängt wird. Die Lehrkraft als Leitung des Spiels soll sich so weit wie möglich aus dem Spielgeschehen heraushalten und nicht lenken, übernimmt aber die Moderation in Unterbrechungsphasen und leitet diese ein. Auch die Übertragung dieses Spiel auf Alltagsbereiche bzw. die Analogie zu dem, was mir heilig ist und Parallelen zur Bibelstelle, können im Nachhinein im Gespräch geklärt werden.

Das Ei kann bei einem weiteren Spiel, wie bei der erlebnispädagogischen Übung „Balljonglage“ durcheinander im Kreis so vorsichtig kreuz und quer in der Gruppe weitergegeben werden, dass jeder das Ei einmal in den Händen hält. Im Anschluss soll die gleiche Reihenfolge wie beim ersten Durchgang beibehalten werden und jeder muss sich zurückerinnern, von wem er das Ei bekam und an wen er es weitergeben muss. Danach wird besprochen, wie man es schaffen kann das Ei noch schneller in dieser Reihenfolge hindurchzugeben, ohne dass das Ei Schaden nimmt. Die Zeit kann gestoppt und unterschiedliche Methoden ausprobiert werden (z.B. Konzentration auf zwei Personen – von dem ich das Ei bekomme und wem ich es weitergebe, diesen entgegenzukommen und das Ei vorsichtig aufnehmen und schnell, aber auch vorsichtig in die Hände des Nachfolgers geben…). Mit der Hilfs-Anweisung „In dieser Aufgabe muss nicht jeder an seinem Platz stehen bleiben!“ können die Schüler auf andere Lösungsideen gestoßen werden. Dies können z.B. folgende sein: Die Reihenfolge im Kreis wird nach Reihenfolge des Ablaufs gestellt, der erste Schüler trägt das Ei und berührt damit nur die Hände der anderen oder das Ei liegt in der Mitte und jeder Schüler berührt es nur kurz.

Das Ei kann auch noch als Langzeitaufgabe den Schülern mit dem Auftrag mitgegeben werden, dass dies über den Schultag (auch über die Pause hinweg) jeder einmal bei sich tragen muss, ohne dass es Schaden nimmt. Die Aufgabe wäre sonst verloren. Je nach Schüler kann das auch über Tage hinweg bis zur nächsten Religionsstunde so gestaltet werden, dass Schüler das Ei auch mit nach Hause nehmen müssen, um auch dort darauf achtzugeben. Eine Belohnung für die erfolgreich durchgeführte Übung kann hier auch in Aussicht gestellt werden.

Bild: Matthias Och

Nach der Langzeitaufgabe kann die Übung „Eierfall“ in einer folgenden Stunde angeschlossen werden, bei der die Schüler das rohe Ei gemeinsam so mit vorgegebenem Material, wie z.B. etwas Papier, wenig Klebeband, etwas Karton oder Naturmaterial im Wald, die selbst gesucht werden müssen (wie Laub, Stöcke, Moos …), verpacken müssen, dass dies einen Fall aus 2m Höhe (oder mehr) ohne Schaden übersteht. Diese Aufgabe könnte auch gut in Gruppen stattfinden, dazu müsste man jedoch dann mehrere Eier verwenden. In der Regel schaffen es die Schüler nach meinen Erfahrungen je nach Materialien (z.B. mit Papier durch Falttechnik) meist ohne Probleme eine Verpackung so zu bauen, dass der Sturz, den man dann gut im Pausenhof durchführen kann, ohne Probleme übersteht (dies gelingt auch sogar aus wesentlich größeren Höhen, z. B. aus dem Fenster im 1. oder gar 2. Stock – je nach Gruppe, Material und Zeitaufwand). Der Bezug zum „Heiligen“, welches dann auch Schaden nehmen könnte, kann im Nachhinein überlegt werden.

Die genannten Beispiele sind nicht gedacht für eine Unterrichtsstunde, hier muss ausgewählt oder auf mehrere Stunden verteilt werden. Viel Spaß beim Ausprobieren!

Bild: relpaedplus/Dalle

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