
Ich bin für dich verantwortlich!“
„Lebensraum Schulgarten“ in der Mittelschule Marktheidenfeld – ein schulpastorales Arbeitsfeld. Von Tanja Simon.

„Ich bin für dich verantwortlich! Noel, 6g“ steht auf dem laminierten Schild, das an einem der Büsche im Schulgarten baumelt. Und es gibt fast 200 dieser Zettel. Sie hängen an den Stauden, Büschen und Bäumen im Schulgarten der Mittelschule Marktheidenfeld. Alle diese Schülerinnen und Schüler haben eine Patenschaft für ihre eigene Pflanze übernommen. Verantwortlich sein, das heißt für unsere Kids mehr als düngen, Unkraut jäten oder gießen. Es bedeutet vielmehr, ihr kleines Patenkind zu besuchen, mit ihm sprechen und ihm einen Namen zu geben.
„Man kennt nur die Dinge, die man zähmt“, sagte der Fuchs. (…) Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast. Du bist für deine Rose verantwortlich…“ „Ich bin für meine Rose verantwortlich…“, wiederholte der kleine Prinz, um es sich zu merken.“ (aus: „Der kleine Prinz“, Antoine de Saint-Exupery, Contumax-Verlag, Berlin 2015).
Dieser berühmte Satz wird in unserem Schulgarten spürbare Realität: in den Pausen oder Freistunden trifft man hier auf die Patinnen und Paten, die sich liebevoll um ihre Pflanze kümmern. Unsere Kids, die oftmals in Schulfächern wenig erfolgreich sind, Hausaufgaben oder anderes gerne mal „vergessen“ oder in Streitigkeiten verwickelt sind, haben hier persönliche Erfolgserlebnisse, erledigen zuverlässig ihre Aufgaben und arbeiten als Team zusammen. „Frau Simon, schau mal, sie ist schon wieder gewachsen. Und es hängen auch schon Johannisbeeren dran!“ „Kann ich wieder ein bisschen den Rasen mähen?“, „Wir haben jetzt überlegt, dass Alessa und Linus abwechselnd gießen, Sophia und Amelie das Unkraut wegmachen.“
Das Projekt „Lebensraum Schulgarten“ ist Teil des Gesamtkonzepts „Umweltschule in Europa“, an dem die Mittelschule seit vier Jahren mit sehr großem Erfolg teilnimmt. Im Rahmen des Projekts werden Fähigkeiten gefördert und Erlebnisse ermöglicht, die im Alltag schnell zu kurz kommen: zarter, sorgsamer Umgang mit Tieren und Pflanzen, Verantwortung für die Schöpfung, Verläss- lichkeit und Teamwork. Die Arbeit im Schulgarten macht unsere Kids froh, stolz und glücklich.
Rund ums Jahr arbeiten sie dort oder im überdachten Innenhof der Schule: ob Tomaten, Paprika, Kürbisse oder Zitronen aus Samen selber ziehen, Fledermaus- kästen, Nistkästen oder Eichhörnchenkobel bauen, Bäume pflanzen und vieles mehr.

Besonders stolz sind wir auf unser neues Kraterbeet, das unserem Obst und Gemüse hilft, auch mit trockenem Klima besser zurecht zu kommen. Auch einen Teich für Insekten und Amphibien haben wir im Teamwork gemeinsam mit einem Gärtner angelegt. Zu unserer Freude ist bereits ein kleiner Frosch dort eingezogen, unzählige Wildbienen und Vögel nutzen ihn als Wasserquelle.
Unser Schulgarten beherbergt auch ein kleines Bienenvolk. Immer donnerstags besucht eine Klasse mit dem Imker die Bienen und macht die sogenannte „Durchsicht“. Dabei kommen sie hautnah mit den „Mädels“ (wie der Imker seine Tierchen liebevoll nennt) in Berührung, dürfen den Rahmen mit den Waben halten oder Drohnen auf die Hand nehmen. Etwas Neues ausprobieren, die eigene Komfortzone verlassen, mutig sein, das kann man auch im Schulgarten erfahren.
Besonders stolz macht es die Kids, wenn sie ihren eigenen Ahorn-, Eichen- oder Kastanienbaum selbst gezogen haben, ihn dann im Garten auswildern und betreuen können. „Frau Simon, ich habe noch nie einen Baum gepflanzt!“, freut sich einer unserer „Großen“. Und mit Stolz befestigt er sein Schild am noch dünnen Stamm: „Ich bin für dich verantwortlich! Adam, 9g“.
Alle, die sich für das Thema Schulgarten interessieren und nähere Informationen möchten, können gerne per Email direkt mit Tanja Simon Kontakt aufnehmen: tanja.simon@bistum-wuerzburg.de.

