
Podcast, Bild und Text – KI macht’s möglich!
Neue Ideen für den Religionsunterricht. Von Barbara Mack.
Stellen Sie sich vor, Sie sitzen in einem Zug. Der Zug wird immer schneller und schneller – und plötzlich heißt es: So, und jetzt fahren Sie selbst!
So empfinden viele Lehrkräfte den Umgang mit digitalen Neuerungen. Besonders die Entwicklungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz haben dieses rasante Tempo noch einmal spürbar gesteigert und werfen viele neue Fragen auf: Wie lassen sich diese Werkzeuge sinnvoll im Religionsunterricht nutzen? Wo können sie mir in der Unterrichtsvorbereitung und bei administrativen Aufgaben helfen? Welche neuen Möglichkeiten eröffnen sich dadurch? Und was muss dabei unverzichtbar menschlich bleiben?
Ziel dieses Beitrags ist es daher, einen Überblick über neue und praxistaugliche Möglichkeiten zu geben, die KI-gestützte Anwendungen heute bieten. Er möchte Mut machen, diese Werkzeuge einfach einmal auszuprobieren, mit Freude Neues zu entdecken und die eigenen Ideen so umzusetzen, wie man es sich vielleicht schon oft gewünscht hat. Die neuen technischen Möglichkeiten laden dazu ein, die eigene Professionalität zu erweitern und den Religionsunterricht kreativ, schülerorientiert und zeitgemäß zu gestalten, ohne dabei auf das zu verzichten, was unseren Beruf ausmacht: pädagogisches Gespür, Verantwortung und die Freude an lebendiger Bildungsarbeit.
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Grundlagen: „KI“ im schulischen Kontext
Wenn in der öffentlichen Debatte von Künstlicher Intelligenz (KI) die Rede ist, reicht das Bild oft von allwissenden Maschinen bis hin zu bedrohlichen Supercomputern. Für die schulische Praxis ist es hilfreich, den Blick zu schärfen: Die KI-gestützten Werkzeuge, um die es hier geht, sind keine Konkurrenz für Lehrkräfte. Sie können vielmehr eine wertvolle Unterstützung sein – in der Unterrichtsvorbereitung, in der Materialgestaltung und gelegentlich auch direkt im Unterrichtsgeschehen. Sie nehmen uns nicht die pädagogische Verantwortung ab, sondern eröffnen neue Wege, kreativ, professionell und schülerorientiert zu arbeiten. Sie alle gehören in den großen Bereich der generativen KI. Darunter versteht man Programme, die auf Grundlage großer Datenmengen selbstständig Texte, Bilder oder andere Inhalte erzeugen können – immer auf der Basis von eingegebenen Anweisungen (Prompts).
Orientierung geben dabei mittlerweile offizielle Empfehlungen und Positionspapiere. Die Kultusministerkonferenz hat in ihrem Papier „Generative KI-Systeme in der Schule – Handlungs- und Orientierungsrahmen“ (2023) hilfreiche Leitgedanken formuliert, wie der sinnvolle und reflektierte Einsatz von KI in der Schule gelingen kann. Auch die rechtlichen Rahmenbedingungen entwickeln sich weiter, etwa durch den neuen EU AI Act, der europaweit verbindliche Regeln zum Einsatz Künstlicher Intelligenz schaffen soll. Für den schulischen Alltag gilt: Datenschutz, Transparenz und pädagogische Verantwortung bleiben zentrale Leitlinien.
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KI als Assistent der Lehrkraft: Professionelle Unterrichtsvorbereitung neu denken

Künstliche Intelligenz kann Lehrkräften wertvolle Unterstützung bieten – nicht als Ersatz für fachliche und pädagogische Kompetenz, sondern als Assistent bei der täglichen Arbeit. Gerade in der Vorbereitung hilft KI, Zeit zu sparen, Ideen zu entwickeln und Materialien schnell auf die Lerngruppe abzustimmen.
Programme wie ChatGPT, Fobizz KI-Assistenz oder ToTeach.ai können zum Beispiel Vorschläge für kompetenzorientierte Arbeitsblätter, Erwartungshorizonte, Quizfragen oder differenzierte Arbeitsaufträge erstellen. Viele Lehrkräfte nutzen solche Hilfen inzwischen auch für die Entwicklung von Stationenlernen, kreativen Projekten oder Diskussionsrunden, z. B. zu biblischen Texten oder ethischen Fragestellungen.
Tools wie ToTeach.ai bieten zusätzlich automatisierte Vorschläge für Unterrichtsverlaufspläne und übersichtliche Didaktikraster. Fobizz KI-Tools z. B. sind direkt auf den schulischen Kontext ausgerichtet und ermöglichen eine datenschutzkonforme Nutzung, weshalb sie auch für den Einsatz im Klassenzimmer geeignet sind.
Auch im visuellen Bereich bietet KI Unterstützung: Canva z. B. hilft bei Arbeitsblättern, Präsentationen, Tafelbildern und Impulsen für digitale Tafeln oder Beamer. Bildgebende KI-Anwendungen (z. B. Dall.E oder ReveArt) liefern passgenaue Illustrationen.
Ob in Fortbildungen oder meiner eigenen Unterrichtsvorbereitung, ich erlebe oft: Manche Dinge gelingen mit KI einfach schneller als bisher – z. B. Quizfragen, Aufgabenideen oder Texte in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. Andere brauchen Zeit, weil sie im Dialog mit der KI entstehen. Dann geht es darum zu feilen, zu vergleichen und gemeinsam zu gestalten. Aber genau darin liegt eine besondere Chance: Die Ergebnisse sind oft innovativer, vielfältiger und letztendlich befriedigender. Sie wirken „aus einem Guss“, weil Texte, Bilder, Niveaustufen oder Zusatzmaterialien viel leichter aufeinander abgestimmt werden können. Was früher aufwendig war – etwa einen schönen Text zu finden und dann ein passendes Bild oder einen geeigneten Arbeitsauftrag dazu zu gestalten – lässt sich jetzt oft in einem einzigen kreativen Prozess entwickeln. Das Ergebnis entspricht oft noch besser dem, was wir uns als Lehrkräfte für unsere Klassen wünschen: professionelles, differenziert und mit Liebe zum Detail gestaltetes Unterrichtsmaterial.
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KI im Klassenzimmer: Impulse für einen schüleraktiven, differenzierten Unterricht

Künstliche Intelligenz eröffnet nicht nur neue Möglichkeiten in der Unterrichtsvorbereitung, sondern auch direkt im Klassenzimmer. Sie kann den Religionsunterricht lebendiger, differenzierter und schülerorientierter machen – wenn sie gut eingebettet und reflektiert eingesetzt wird.
Viele der neuen Möglichkeiten richten sich zunächst an die Lehrkraft. Mit Tools wie den Fobizz-KI- Assistenzsystemen (z. B. für Podcasts und Impulsreferate), ReveArt oder ChatGPT (für Bilder) und Suno (für Musik) lassen sich heute mit wenigen Prompts Materialien erstellen, die den Religionsunterricht bereichern – etwa zu Psalm 23 in der Grundschule, zu Gleichnissen Jesu in der Sekundarstufe I oder zu Glaube und Naturwissenschaft in der Sekundarstufe II. Was früher ein Glücksfall war, ist nun gezielt möglich: multimediale Inhalte, die Schülerinnen und Schülern Themen in zeitgemäßer und ansprechender Form näherbringen – von Bildern über Gesprächssimulationen bis hin zu Liedern.
Natürlich kann KI auch direkt mit Schülerinnen und Schülern im Unterricht genutzt werden – immer mit klaren didaktischen Rahmenbedingungen. So können z. B. bereits Grundschulkinder ein KI-Bild gemeinsam mit der Lehrkraft gestalten und es als Gesprächsimpuls nutzen. In der Sekundarstufe I lassen sich datenschutzkonforme Assistenten von Fobizz einsetzen, um etwa ein Interview mit der „Erde“ zu führen und über Schöpfung und Umweltschutz zu reflektieren. In der Sekundarstufe II können eigene Essays oder Stellungnahmen mit Hilfe von KI überarbeitet und neue Formulierungen ausprobiert werden – etwa zu einer theologischen Frage wie „Was bedeutet Erlösung heute“ oder „Glaube und Vernunft – ein Widerspruch?“. Solche Anwendungen fördern nicht nur die Medienkompetenz, sondern auch die kritische Reflexion theologischer Konzepte. So wird KI nicht zum Ersatz des eigenen Denkens, sondern zum Werkzeug, das neue Zugänge eröffnet und die Auseinandersetzung vertieft. Es ist dabei entscheidend, dass Schülerinnen und Schüler die Fähigkeit entwickeln, KI-generierte Inhalte kritisch zu bewerten, ihre Herkunft zu hinterfragen und mögliche Verzerrungen („Biases“) zu erkennen.
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Chancen und Herausforderungen
Die neuen Werkzeuge eröffnen viele Chancen für den Religionsunterricht. Sie unterstützen die Individualisierung, entlasten bei Routinetätigkeiten und ermöglichen kreative Zugänge, die früher oft an technischen oder zeitlichen Grenzen gescheitert wären. Sie helfen dabei, den Unterricht passgenauer, lebendiger und abwechslungsreicher zu gestalten und können auch neue Motivation bei Schülerinnen und Schülern wecken.
Gleichzeitig lohnt es sich, die Herausforderungen nicht aus dem Blick zu verlieren. Die Qualität und die Eignung der KI-Ergebnisse müssen von der Lehrkraft geprüft und an die eigene Lerngruppe angepasst werden. Fragen des Urheberrechts, der Datensicherheit und des Datenschutzes bleiben wichtig – und natürlich auch die Frage, welche Inhalte man selbst verantworten möchte und welche man einer KI anvertraut. Der entscheidende Faktor bleibt immer: die theologisch- didaktische Kompetenz der Lehrkraft. Sie entscheidet darüber, ob KI im Unterricht und in der Vorbereitung zu einem echten Gewinn wird – oder nicht. KI kann viel. Aber was aus ihr wird, liegt in unserer Hand.
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Ausblick: Mit KI lernen, nicht über KI stolpern
Künstliche Intelligenz ist weder Allheilmittel noch Bedrohung. Sie ist ein neues Werkzeug, das wir als Lehrkräfte mit pädagogischem Gespür, theologischem Wissen und ethischer Reflexion nutzen können – und nutzen dürfen. Ich möchte Ihnen Mut machen, sich auf diese Möglichkeiten einzulassen und Sie einladen, die eigene Gestaltungskompetenz in einer digitalen Welt weiterzuentwickeln.
Dabei eröffnet sich auch die Chance, gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen Neues auszuprobieren, sich gegenseitig zu inspirieren und die eigene Arbeit immer wieder mit Freude und Neugier zu gestalten. So wird KI nicht zum Stolperstein, sondern zu einem Anstoß für einen lebendigen, zeitgemäßen und verantworteten Religionsunterricht, der Schülerinnen und Schülern neue Zugänge ermöglicht, die ihre Sprache sprechen und ihre Lebenswelt berühren.
Von Bild bis Podcast: Anregungen für den Religionsunterricht in GS, Sek I und Sek II:
Hier finden Sie die im Beitrag genannten Beispiele noch einmal im Überblick als Anregung für die eigene Praxis. Weitere Beispiele, Prompts, konkrete Anleitungen und Links, z. B. für Bildgeneratoren, Assistenten oder KI-Musik – finden Sie gebündelt auf unserer Taskcard, die Sie hier erreichen können.
Der Beitrag vereint die Erfahrung und die Ideen der Autorin mit der Assistenz einer KI.


