Stundenentwürfe,  Theorie und Praxis

Bartimäus

Ein Mann, dessen Mut sein Leben erhellt. Von Laura Müssig.

Der folgende Artikel stellt verschiedene Möglichkeiten vor, wie mit der Bartimäus-Geschichte unter unterschiedlichen Gesichtspunkten weitergearbeitet werden kann. Dabei soll vor allem die Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler in den Vordergrund gerückt werden, um zu zeigen, dass die Geschichte heute noch hoch ak- tuell sein und Bedeutung für unser Leben haben kann. Dies ersetzt jedoch keine vorherige Vertiefung des Bibeltextes.

Die nachstehenden Abschnitte der Lehrererzählung und die weiterführenden Impulse können auf drei aufeinanderfolgende Stunden aufgeteilt werden. Es ist jedoch auch möglich, die Lehrererzäh-lung als Ganzes zu lesen und einen Schwerpunkt bei der Weiterarbeit zu wählen.

DUNKEL VOR AUGEN – DUNKEL IM HERZEN


Jericho ist eine Stadt, durch die viele Reisende auf ihrem Weg nach Jerusalem kommen. Es ist heiß in Jericho und der Boden so trocken, dass die vorübergehenden Menschen immer wieder den Sand aufwirbeln. Hier lebt Bartimäus. Er sitzt tagein, tagaus mit seinem zerlumpten Mantel am Straßenrand und bettelt um Geld. In Bartimäus‘ Leben ist es dunkel. Dunkel vor Augen und dunkel im Herzen. Denn Bartimäus ist blind. Die Menschen verstehen nicht, dass er dafür nichts kann und denken, er hätte eine Sünde begangen und Gott hätte ihn dafür mit Blindheit bestraft. Sie gehen ihm aus dem Weg oder beschimpfen ihn sogar. Bartimäus kann das nicht verstehen, weil er nichts für seine Blindheit kann. Er möchte nichts lieber als eine Arbeit, um Geld zu verdienen, und Freunde, um nicht alleine zu sein. All das macht ihn traurig, sein Herz fühlt sich ganz schwer an.


Möglichkeiten der Weiterarbeit:

Bild: KI-generiert

Dunkel vor Augen

Bei Bartimäus ist es dunkel vor Augen. Durch seine Blindheit kann er nichts sehen. Die Schülerinnen und Schüler können sich in verschiedenen Aufgaben mit dieser Dunkelheit auseinandersetzen.

Stationsarbeit „Blindsein“

Im Klassenzimmer sind verschiedene Stationen aufgebaut, an denen die Schülerinnen und Schüler nachspüren können, wie es ist, Aufgaben ohne Augenlicht durchzuführen. Dafür bekommen sie eine Augenbinde ausgeteilt. In einer abschließenden Runde verbalisieren die Kinder ihre Erfahrungen. Mögliche Stationen:

  • Male ein Haus auf Papier
  • Ertaste Gegenstände
  • Baue einen Turm aus Bausteinen
  • Stell dich für 30 Sekunden auf ein Bein

Braille-Alphabet

Die Schülerinnen und Schüler bekommen das Braille-Alphabet ausgeteilt, lesen und besprechen die Erklärung und schreiben kurze Sätze in Brailleschrift, die ein anderes Kind enträtseln darf. Im Plenum kann besprochen werden, wie blinde Menschen heute Unterstützung und Hilfe bekommen können.

Nachspürübung

Die Schülerinnen und Schüler schließen die Augen und spüren nach. Mögliche Impulse:

  • Was kannst du auch mit geschlossenen Augen erkennen? (evtl. Hell und Dunkel)
  • Tauchen Bilder vor deinem inneren Auge auf?
  • Was kannst du jetzt vielleicht besonders gut hören oder riechen?

Dunkel im Herzen

Nicht nur vor Bartimäus Augen, auch in seinem Herzen ist es dunkel. Durch das Ausgeschlossensein, das Alleinsein, seine Armut. Auch dieser Dunkelheit können die Schülerinnen und Schüler durch verschiedene Aufgaben auf die Spur kommen.

Dunkelwörter sammeln

Auf einem großen, dunklen Tonpapier werden Dunkelwörter gesammelt. Impulsfragen können dabei sein: Wie fühlst du dich, wenn es dunkel ist? Wann fühlt sich dein Herz dunkel und schwer an? Wo spürst du dieses Gefühl in deinem Körper?

Eine Dunkelgeschichte schreiben

Die Schülerinnen und Schüler betrachten die Dunkelwörter auf dem schwarzen Tonpapier, suchen sich eins davon aus und schreiben eine Geschichte darüber, wann sie sich schon einmal so gefühlt haben (z. B. ängstlich, alleine, unsicher)

Herzfigur basteln

Jede Schülerin und jeder Schüler bastelt eine Herzfigur und kommt darüber mit seinem/ihrem Gegenüber ins Gespräch. Die Figur ermöglicht es, verschiedene Farben für das Herz über ein Rad einzustellen und zu verbalisieren, wann es im Herz dunkel und wann hell ist. Die Herzfigur kann anschließend auch weiterhin für die Gefühlsabfrage im Religionsunterricht eingesetzt werden.

HAB MUT, STEH AUF


Bartimäus kann zwar nicht sehen, aber sehr gut hören. Als er eines Tages wieder am Straßenrand bettelt, hört er die Menschen erzählen, dass Jesus nach Jericho kommt. Über Jesus hat er schon viel aufgeschnappt und gehört. Vor allem seine Liebe zu den Menschen, den Armen und Kranken, Ausgestoßenen und Alleingelassenen, blieb ihm dabei im Kopf. Menschen wie Bartimäus. Er wird ganz aufgeregt. Tag für Tag lauscht er und versucht bei den Vorbeigehenden aufzuschnappen, wann Jesus kommt. Dann ist es soweit, er hört die Menschen berichten, dass Jesus von Nazareth in Jericho angekommen ist. Bartimäus weiß, dass die Menschen ihn nicht mögen und meiden, aber gleichzeitig spürt er die HOffnung in seinem Herzen, dass dieser Jesus ihn anders behandeln wird, und die lässt seinen Mut wachsen. Er stellt sich auf, hält sich mit einer Hand an der Hauswand fest, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren und ruft mit all seiner Kraft und seinem ganzen Mut: „Jesus, Jesus!“ Die umhergehenden Menschen werden auf Bartimäus aufmerksam und zischen ihm wütend zu, er soll doch leise sein und Jesus nicht mit seinem Geschreie belästigen. Es würde schließlich reichen, dass er ihnen jeden Tag im Weg rumsitzt. Aber Bartimäus ist so voll von Mut und Hoffnung, dass er nur noch lauter nach Jesus ruft.


Möglichkeiten der Weiterarbeit:

Bartimäus nimmt all seinen Mut zusammen, um mit Jesus zu sprechen. Die Schülerinnen und Schüler können durch verschiedene Möglichkeiten der Weiterarbeit ihrer eigenen Vorstellung von Mut näherkommen.

Mutmach-Worte und Mutmach-Sätze sammeln

Die Klasse überlegt, welche Worte und Sätze ihnen Mut machen und welche Worte und Sätze sie schon einmal gesagt haben, um anderen Menschen Mut zu ma- chen. Gemeinsam werden die die Ergebnisse neben die gesammelten Dunkelwörter gelegt. Die Schülerinnen und Schüler überlegen, wie eine tröstende und mutmachende Haltung aussehen kann und wie es sich anfühlt mutig zu sein.

Fallbeispiele diskutieren

In Partnerarbeit diskutieren die Schülerinnen und Schüler über verschiedene Fallbeispiele zum Thema „Mut“. Wer ist in der Geschichte wirklich mutig und warum?

Philosophieren und theologisieren zum Thema „Mut“

Die Schülerinnen und Schüler überlegen in einem philosophischen Gespräch, was Mut für sie bedeutet. Dabei kommen sie ihrer eigenen Vorstellung von Mut auf die Spur und tauschen sich darüber aus.

Bild: KI-generiert

HELL VOR AUGEN – HELL IM HERZEN


Jesus hört Bartimäus und ist beeindruckt von seinem Mut, seinem Glauben und seiner Entschlossenheit. Er bleibt stehen und sagt, die Menschen sollen Bartimäus zu ihm bringen. Dass Jesus sich wirklich mit Bartimäus unterhalten möchte, dem Bettler, dem Sünder und Ausgestoßenen, scheint die Menschen zu verwundern und ihnen die Augen zu öffnen. Denn statt Bartimäus weiterhin zu beschimpfen, ermutigen sie ihn, zu Jesus zu gehen. Das lässt Bartimäus sich nicht zweimal sagen. Er wirft seinen dreckigen Mantel in den Staub und geht eilig der Stimme von Jesus entgegen. Entschlossen bittet Bartimäus Jesus, wieder sehen sehen zu können. Er sehnt sich nach dem Licht in seinem Leben – vor Augen und im Herzen. Er sehnt sich nach Gemeinschaft und Freiheit. Und Jesus bringt dieses Licht zurück mit den Worten: „Geh, dein Glaube hat dir geholfen!“ Bartimäus ist so voller Begeisterung und Glück, dass er Freudensprünge macht. Denn er begreift: In seinem Leben wurde es wieder hell – vor Augen und im Herzen. Er kann wieder sehen und hat Freunschaft, Gemeinschaft und Freiheit gefunden, denn von diesem Tag an begleitet er Jesus auf seinem Weg.


Möglichkeiten der Weiterarbeit:

Hell vor Augen

Jesus beendet Bartimäus‘ Leben in Dunkelheit. Die Schülerinnen und Schüler können durch verschiedene Aufgaben die Unterschiede wahrnehmen und miteinander ins Gespräch kommen.

Stationsarbeit „Sehen“

Ergänzend zur Stationsarbeit „Blindsein“, können auch verschiedene Stationen zum Thema „Sehen“ aufgebaut werden. Auch hier schließt ein Austausch über die Erfahrungen die Arbeit ab. Mögliche Stationen:

  • Schließe deine Augen und öffne sie nach 10 Sekunden. Was sind die ersten drei Dinge, die du siehst?
  • Hast du einen Lieblingsort? Wie sieht er aus?
  • Setz dich deinem Nachbarn gegenüber und schau ihm für 10 Sekunden in die Augen. Schaffst du es?
  • Such dir eine Partnerin oder einen Partner und ziehe eine Gefühlskarte. Versuche deinem Gegenüber das Gefühl nur durch deinen Gesichtsausdruck zu zeigen. Deine Partnerin oder dein Partner darf versuchen es zu erraten.

Nachspürübung

Das Klassenzimmer wird abgedunkelt und die Klasse sitzt im Sitzkreis. Die Kinder haben die Augen geschlossen. Die Lehrkraft geht nun mit einer Kerze von Kind zu Kind. Sobald sie eine Veränderung wahrnehmen und die Helligkeit sehen und spüren, heben sie die Hand. Eine anschließende Diskussion darüber, wie es sich angefühlt hat, die Helligkeit und die Wärme in der Dunkelheit wahrzunehmen, kann eine erste Vorarbeit für die Lichtwörter oder eine Erzählrunde sein.

Hell im Herzen

Jesus bringt Licht in Bartimäus‘ Herz. Er nimmt ihn an, hört ihm zu und wird sein Freund. Auch die Schülerinnen und Schüler können sich mit der Helligkeit im Herzen auseinandersetzen.

Sehend und blind im Herzen

Die Klasse überlegt gemeinsam, welche Menschen in der Geschichte wirklich blind und welche sehend waren und warum. Als Impuls kann das folgende Gedicht von Hubertus Halbfas (Die Bibel für kluge Kinder und ihre Eltern. Stuttgart 2014 S.220) dienen:

„Kann jeder sehen, der sehen kann? Es ist nicht so einfach,

wie du denkst. Wer meint,

er könnte es schon längst,

mög‘ bedenken dann und wann,

ob mit Aug und Herz er sehen kann.“

Lichtwörter sammeln

Die Schülerinnen und Schüler sammeln auf einem hellen Tonpapier Lichtwörter. Impulsfragen können dabei sein: Wie geht es dir, wenn es hell ist und die Sonne scheint? Wann fühlt sich dein Herz hell und leicht an? Wo spürst du dieses Gefühl in deinem Körper?

Lichtgeschichten schreiben

Ausgehend von den Lichtwörtern können jetzt parallel zur Dunkelgeschichte Lichtgeschichten geschrieben werden, die zeigen was ihr Herz erhellt.

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