
ADD-Dictionary: Sehnsucht nach … Bewegung. Praxisplus 2025
Ein neuer Eintrag im ADD-Dictionary: Diese Woche dreht sich alles um die Sehnsucht nach Bewegung. Von Matthias Och und Thomas Riebel.
Sehnsucht nach Bewegung – 2 persönliche Erfahrungen
Thomas und Fussball
Während ich diese Zeilen – sitzend vor meinem Computer – in die Tastatur hämmere und bereits Anfang Februar den zweiten grippalen Infekt des noch jungen Jahres 2025 auskuriere, steigt sie auf einmal in mir auf: Die Sehnsucht nach Bewegung.
Heute Abend wird sich mein Fußballteam zu einem Gauditurnier treffen, während ich zu Hause sitze oder liege und voller Sehnsucht an das verpasste Fußballmatch denke. Ich weiß schon jetzt, sie wird wieder da sein heute Abend: die Sehnsucht nach Bewegung.
Natürlich ist es nicht nur die Bewegung, die mir fehlt, wenn ich nicht bei den Sportkameraden sein kann, es ist das Gesamtpaket aus Aktivität, Freude am Spiel und die damit verbundene Freiheitserfahrung, das Gemeinschaftserlebnis, das Identitätsstiftende und ein klein wenig natürlich auch das saftige Hähnchen mit Pommes plus Kaltgetränk, das der Turnierveranstalter im Vorfeld so angepriesen hat.
Freiheit, Gemeinschaft, Identität: diese Liste könnte ich noch um weitere Begriffe erweitern, wenn ich über die Bedeutung von Bewegung und Sport für mein eigenes Leben nachdenke. Alles existentiell bedeutsame Themen, die auch für den Religionsunterricht eine große Rolle spielen.

Matthias und Bouldern
Ich genieße es jede Woche mit meinen drei Jungs zum Bouldern zu gehen. In der Halle beim Klettern ist es nicht nur das gemeinsame Bewegen und Sporteln, es ist auch der gemeinsame Ansporn: „Diese Route will ich schaffen! Ich oder die Wand – wer wird dieses mal gewinnen?“ Meine Jungs haben mich schon lange überholt und ich kann mit ihrer Schwierigkeit nicht mehr mithalten (…man wird halt älter…), aber jeder sucht sich seine Herausforderung selbst.
Viel mehr als der Vergleich, steht jedoch für uns auch das Miteinander im Mittelpunkt. Das gegenseitige Anfeuern, das miteinander über „das Problem“ (so nennt man beim Bouldern eine Route) ins Gespräch kommen und sich auch gemeinsam freuen, wenn man das Problem mit einer jeweiligen individuellen „Beta“ (die Lösung des Problems) mit seiner jeweiligen körperlichen Voraussetzung gemeistert hat.
Vor Herausforderungen und Problemen des Alltags stehen auch unsere Schülerinnen und Schüler und suchen mit uns als Religionslehrkräfte individuelle Lösungen für ihr Leben. Aus Misserfolgen und Fehlern lernen wir auch hier die „Beta“ für unser Leben zu finden. Durch Bewegung ist man bewegt und kommt ins Tun, ins „Miteinander-reden“, ins „Sich-gegenseitig-unterstützen“ und schließlich „Miteinander-freuen“.

Beispiel 1: Der Stifte-Lauf
• Benötigtes Material und Vorbereitung:
So viele dickere Filzstifte (z.B. Eddings), wie es Schüler in der Gruppe gibt, bereitlegen.
Raumgröße und Sicherheitsaspekte der Umgebung abwägen.
• Ablauf:
Die Schüler stellen sich im Kreis auf und jeder Schüler soll mit einem Finger das Ende eines dickeren Filzstifts so gegen den Finger des Schülers neben ihm drücken, dass die Gruppe eine Verbindung durch Finger und Stifte erhält. Die Menschenkette soll nun ein vorgegebenes Ziel erreichen, ohne dass ein Stift zu Boden fällt. Für kleinere Kinder reicht es aus die Kette eine gewisse Zeit zu halten und wenige Schritte vorwärts zu kommen oder gemeinsam eine Kniebeuge zu schaffen. Mögliche Hindernisse zum genannten Zielort können die Aufgabe für ältere Schüler erschweren. Wer es noch schwerer braucht, lässt manchen Schüler nach innen manche nach außen blicken.
• Mögliche Reflexion:
Wie ging unsere Gruppe mit Niederlagen um? Bekam jemand Schuld zugesprochen? (Thema: Schuld und Ausgrenzung)
Wie haben wir es geschafft, dass es funktioniert hat? Was war hilfreich, was weniger? Wie gut haben wir als Gemeinschaft zusammengearbeitet? (Thema: Gemeinschaft, Kooperation)
Die Stifte hatten einen gewissen Druck nötig. Zu viel war jedoch auch nicht gut. Wie gehe ich mit Situationen um, die Druck auf mich ausüben? Was hilft mir, wie können andere mir helfen? (Thema: Umgang mit Schwierigkeiten und Druck)
Beispiel 2: Bewegungs-Buchstabensalat
• Benötigtes Material und Vorbereitung:
Mehrere Wörter ausdenken, welche zu meinem Thema in Religion passen und bei dem die Buchstabenanzahl doppelt so hoch, wie die Anzahl der Schüler in Kleingruppen sind. Es muss nicht genau aufgehen, ist aber von Vorteil. Das Wort wird von den Buchstaben in der Mitte halbiert (Bsp: Gemeinschaft – GEMEIN und SCHAFT) und für Rücken- und Bauchplatzierung aufgeteilt und anschließend vermischt. Dann werden die einzelnen Buchstaben durcheinander an Oberkörper bzw. Rücken der Schüler mit Tesa oder Kreppband befestigt. Die Schüler sollen die Begriffe nicht kennen.
Je jünger die Schüler sind, desto leichtere und kürzere Wörter sollten genommen werden. So kann auch ein Wort alleine aus den Buchstaben der Vorderseite und ein Wort aus den Buchstaben der Rückenansicht gebildet werden.
Wortkarten/ DinA4-Papier werden mit jeweils einem Buchstaben groß beschriftet, bei mehreren Wörtern unterschiedliche Farben der Wortkarten oder andere Stiftfarbe verwenden.
• Ablauf:
Die Schüler bekommen die Anweisung in einer ersten Phase nicht miteinander zu reden, dann kann ein kurzer Austausch stattfinden und anschließend dürfen sie wieder nicht mehr reden. Die Aufgabe ist es, sich so aufzustellen, dass man das Lösungswort beginnend mit den Buchstaben auf dem Oberkörper und danach neu aufgestellt mit dem Rücken zum Lehrer das Lösungswort lesen kann. Ein Beweisfoto kann gemacht werden.
In der ersten Phase müssen die Schüler zuerst einmal in Bewegung herausfinden, welche Buchstaben es überhaupt gibt und rätseln, was es für ein Wort sein könnte. Die Absprache dient der Lösung des Wortes, im Anschluss soll die Gruppe ohne verbale Absprachen das Aufstellen in der richtigen Reihenfolge schaffen.
• Mögliche Reflexion:
„Schwierig bei der Wortfindung war …“
„Wichtig war, dass wir …“
„Beim Aufstellen der Rückenansicht war es schwer, dass …“
Die Übertragung auf andere Lebenssituationen, in denen wir uns schwer tun, wenn wir etwas nicht sehen können, etwas hinter unserem Rücken, in einem toten Winkel liegt, kann vollzogen werden. (Vgl. Seligpreisung: „Selig sind die nicht sehen und doch glauben.“ Joh 20, 29)

Buch-Tipps
Frank Hofmann: Marathon zu Gott. Ein spiritueller Trainingsplan. Güthersloher Verlagshaus 2011
Links im Netz zu Bewegungs-Spielen im RU
https://www.mikula-kurt.net/spiele/kooperationsspiele/
https://www.fundgrube-religionsunterricht.de/spiele
Bonus:
Viele weitere Medientipps vom Sachbuch über spannende (Spiel-)Filme bis zum ganzen Medienpaket finden Sie in der katholischen Medienzentrale Nordbayern-Würzburg. Hier können Sie eine Medienliste zum Thema „Sport und Bewegung“ herunterladen.
Außerdem für Sie in Kürze in der Medienzentrale erhältlich:
Open your door. 52 Outdoor-Andachten für die Jugendarbeit
Der geheimnisvolle Raum 2. 13 Live Escape Games zur Bibel
Sinn gesucht – Gott erfahren. Erlebnispädagogik in zeitbegrenzten Räumen mit christlichem Kontext
Sinn gesucht – Gott erfahren Kids. Erlebnispädagogik im christlichen Kontext der Arbeit mit Kindern von 8 bis 12 Jahren
Sinn gesucht – Gott erfahren STEP OUT. Erlebnispädagogik als Brücke zum Glauben
Ab ins Gelände!: 50 Gelände- und Stadtspiele für Jugendliche

