
Für mehr Wertschätzung, Gelassenheit und Kreativität in Schulalltag und Jugendarbeit
Der Schulpastoraltag als Ideenressource. Von Anja Legge

„Inspirieren, stärken und neue Perspektiven eröffnen – inmitten unseres Schulalltags“, das war das erklärte Anliegen des Schulpastoral-Tags 2025. 100 Teilnehmende – darunter Lehrkräfte aller Schularten, JugendreferentInnen, Pastoral- und GemeindereferentInnen, SozialpädagogInnen und ErzieherInnen – waren der Einladung des Referats „Schulpastoral“ und der Fachstelle „Jugendarbeit und Schule der Kirchlichen Jugendarbeit“ gefolgt. Für den Samstag im Würzburger Kilianeum hatte das Team aus Helga Kiesel, Thorsten Kneuer und Florian Oberle (Schulpastoral) sowie Sonja Bauer, Annika Lipp und Matthias Muckelbauer (Fachstelle Jugendarbeit und Schule der kja) einen bunten Blumenstrauß aus 24 Workshops zusammengetragen. Alle Referentinnen und Referenten sind bei Interesse gerne ansprechbar.
Ein besonderer Schwerpunkt mit insgesamt sieben Workshops lag auch in diesem Jahr wieder auf den Themen Stille, Entspannung und Stressreduktion. Kein Wunder – sind doch die Schülerinnen und Schüler so belastet wie selten zuvor, und auch die Lehrkräfte ächzen unter Arbeits- und Zeitdruck, so dass wenig Zeit zum Durchatmen bleibt. Angela Beck zum Beispiel ging der Frage nach, wie man mitten im (Schul-)Tag Raum für Stille schafft und da- mit für mehr Gelassenheit, Wertschätzung, ein besseres Miteinander, aber auch ein höheres Leistungsvermögen sorgt. Auch Barbara Mack ließ aus dem Ozean des allgegenwärtigen Stresses Entspannungsinseln für den Schulalltag auftauchen. Atem- und Körperübungen wurden ebenso erprobt wie Bildbetrachtung, Phantasiereisen und Klangschalenmeditation, Elemente aus Autogenem Training, Progressiver Muskelentspannung und Yoga sowie kleine Achtsamkeitsübungen, die sich in der Schule und zu Hause mit wenig Aufwand und großer Wirkung umsetzen lassen.
Ein zweiter Schwerpunkt lag auf dem Bereich gelebte Wertschätzung und Werteerziehung: Angelika Reinhart zeigte, wie „Kess-erziehen“ zu positiver Ver- stärkung, Ermutigung, menschlicher Beziehung und einem entspannteren Schulalltag beitragen kann. Neben konkreten Anregungen für „kess“-es (kooperativ, ermutigend, sozial, situationsorientiert) Handeln in der Schule verwies sie auch auf die Möglichkeit schulinterner Lehrerfortbildungen (SCHiLF-Tage). Um „Gefühle und Social Media“ ging es bei Christian Bargel und Susanne Müller von der kja Mainfranken. Sie halten unter dem Stichwort „respect and more“ jahrgangsspezifische Materialien für Lehrkräfte bereit, die wichtige Themen wie Nähe und Distanz, Selbstbild, Sprache und Respekt behandeln. Wie Demokratie an der Schule gelebt werden kann, zeigte Stefanie Reuter. Sie ermutigte zu regelmäßigen Schulversammlung und zum Einbezug der Schülerinnen und Schüler in eine Vielzahl an Entscheidungen – ein Vorgehen, das nicht nur das Demokratieverständnis stärkt, sondern auch zu mehr Identifikation, Akzeptanz und Zufriedenheit führt. Der herausfordernden Zeit der jährlichen Abschlussprüfungen wandte sich Laura Kunz in der Kreativwerkstatt Prüfungssegen zu. Gemeinsam sammelten die Teilnehmenden Ideen, wie man Jugendlichen Mut machen und Sorgen und Leistungsdruck mindern kann – etwa durch ermutigende Botschaften von Eltern oder jüngeren MitschülerInnen oder Armbänder mit einem Segensspruch. Dr. Verena Delle Donne schärfte den Blick für Kinder mit psychischen Erkrankungen und in schwierigen Lebenssituationen, vermittelte Handlungssicherheit und verwies auf Anlaufstellen im medizinischen System und im Kinder- und Jugendhilfebereich. Auf das „Würmli“, einen ganz besonderen Mitbewohner des menschlichen Inneren, machte Michael Schneider aufmerksam. Anhand von Maja Storchs Konzept des Strudelwurms zeigte er, wie man bei eigenen Entscheidun- gen mehr auf Intuition und Bauchgefühl achten und Denken und Fühlen zusammenzubringen kann. Das anschauliche Modell ist auch für Schülerinnen und Schüler hilfreich, denen „wir ja nicht nur Fachwissen, sondern Lebenskompetenz vermitteln wollen“ so eine Teilnehmerin.
Gefragt waren auch wieder Kunst und Kreativität: Während zwei Gruppen zu Besuchen ins Museum für Franken und das Museum am Dom aufbrachen, wurde

man in drei Kursen selbst kreativ: So ermunterte Evelyn Nickel zum kreativen Ausdruck von Gedanken, Gefühlen, Erlebnissen, Bibelzitaten oder Gebeten durch Art Journaling. Lust auf pfiffige Sketchnotes machte Katrin Fuchs: In ihrem Workshop lernten die Teilnehmenden, wie sie mit einfachen Zeichnungen und wenigen Textelementen komplexe Zusammenhänge oder Bibelworte pointiert in Szene setzen können.
Digital kreativ und aktiv werden konnte man bei Oliver Ripperger. Bei einem „Actionbound“ konnten die Teilnehmenden erleben, dass die digitalen Schnitzeljagden durchaus spirituellen Tiefgang haben und für ganz viel Interaktion sorgen. Neben dem technischen Erproben ging es auch um Tipps zum Erstellen eigener interaktiver Bildungsrouten sowie konkrete Einsatzmöglichkeiten. Abseits des Digitalen bleiben zugleich Sprache, Text und Musik wichtige Elemente für den Religionsunterricht – sofern sie denn jugendgerecht eingesetzt werden: Über Spoken Words und was sie mit Sprache und Präsenz zu tun haben, dachte Stine Hassing nach. Sie brachte Texte moderner Autoren mit, ermutigte zum Schreiben eigener Gedichte oder Poetry-Slams und zeigte wie Sprache, Stimme und Haltung zusammenwirken. Helene Sauter demonstrierte, wie man alte Märchen kreativ erzählen kann und so Zugänge zur eigenen Seele eröffnet. Katharina Leniger gab wohltuende Tipps für „wirklich neue“ geistliche Lieder abseits des abgedroschenen „Senfkorn Hoffnung“. Bei ihr nahmen die Teilnehmer eine ganze Playlist an Liedern mit – von klassisch-christlich bis hin zu Songs aus den Charts oder religiösen Raps.
Die Mittagspause, bei der das Küchenteam mit vegetarischem Chili für leckere Stärkung sorgte, nutzte auch Schulreferent Jürgen Engel für Gespräch und Be- gegnung. Er zeigte sich „beeindruckt vom Engagement der Teilnehmenden“ und bezeichnete es als hilfreich „miteinander ins Gespräch zu kommen, Sorgen zu hören – aber auch kreative Lösungen und neue Motivation mitzunehmen“. Die Teilnehmenden brachten den Wert des Schulpastoraltages ähnlich passgenau auf den Punkt: „Ein Tag voller Inspiration für meine Schülerinnen und Schüler und ein Tag zum Kraftschöpfen für mich!“
Viele weitere Bilder vom Schulpastoraltag finden Sie hier.
Bei Interesse vermittelt das Schulpastoral-Team gerne zu den Referentinnen und Referenten der einzelnen Workshops: schulpastoral@bistum-wuerzburg.de. Der nächste Schulpastoraltag findet am 24. April 2027 statt.


