Information und Fortbildung

Gerüche kann man nicht in den Koffer packen

Diözesanpartnerschaften im Bistum. Von Alexander Sitter.

Bilder sind heute ganz einfach zu zeigen, Videos aus den unterschiedlichsten Regionen der Erde zu erhalten, ist durch die unterschiedlichen Netzwerke recht simpel. Die dazugehörigen Töne spielen für visuell orientierte Menschen eine Nebenrolle. Obwohl gerade die Geräusche, erst recht wenn sie aus Gegenden kommen, die uns nicht vertraut sind, sehr besonders anmuten. Es sind oft die Sounds der Natur, wie die unterschiedlichen Gesänge der Vögel oder die nächtlichen Schreie kleiner Affen, die aufhorchen lassen und in Erinnerung bleiben.

Das erst leichte, dann ansteigende Trommeln eines Amazonasregens, die aufsteigende Schwüle und der besondere Geruch von Wasser und  Hitze, welcher  auf dem Laub verdunstet, tun ihr Übriges, um diese Region als atemberaubend einordnen zu können. Hier und da ist es möglich, den Geschmack einer exotischen Frucht kosten zu lassen. Was aber noch nicht gelingt, ist, den Geruch in das Klassenzimmer oder den Vortragsraum zu holen.

Eine besondere Vielfalt all dessen bietet unser Partnerbistum Óbidos, direkt gelegen am brasilianischen Amazonas. Die gleichnamige Stadt ist kein Regenwalddorf, sondern eine alte koloniale Garnison. Dort hatten die portugiesischen Kolonialherren die Möglichkeit, den Amazonas zu überblicken und zu kontrollieren. Heute haben sich rund um den historischen Kern viele Barrios (Siedlungen) gebildet, die gesamt rund fünfzigtausend Einwohnern Unterkunft geben.

Von tongeron91 – https://www.flickr.com/photos/tongeron91/30010221667/, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=143790175

Mehr als zwölf Jahre besteht die Partnerschaft zwischen den beiden Bistümern. Die Anfangszeit reicht bis in die 70er Jahre, als die Maria-Stern-Schwestern Brunhilde Henneberger aus Randersacker und Joanita Sell aus Hammelburg ihre Mission im Norden Brasiliens begannen. Zuerst zog es Schwester Brunhilde in die Amazonasregion, nämlich in die Kleinstadt namens Juruti. Ihre Sorge galt Frauen, deren Kleinkinder keine frühkindliche Pädagogik erfuhren. Gerechtigkeit und die Sorgen um die Schöpfung – einer einzigartigen Biodiversität – standen ebenfalls im Mittelpunkt ihres missionarischen Engagements. Bis heute existieren über 30 Kindergärten und ein pädagogisches Konzept, welches auf das Wirken von Schwester Brunhilde zurück geht. Ein Ergebnis ihres Wirkens ist, dass der Bergbaukonzern „Alcoa“ Ausgleichsleistungen – Zahlungen und Investitionen in Infrastruktur (Krankenhäuser), die auch der Bevölkerung zu Gute kommen – aufbringen muss. Bis heute ist Schwester Brunhilde in der Erinnerung der Menschen um Juruti und wird wie eine Heilige verehrt.

Seit  der  Formalisierung der Partnerschaft durch die beiden Bischöfe Dr. Friedhelm Hofmann (Würzburg) und Dom Bernardo Johannes Bahlmann OFM (Óbidos) gab es immer wieder Begegnungen und Besuche. Aktuell verbringen zwei  brasilianische  Freiwillige ihren Freiwilligendienst im Bistum Würzburg, auch zwei junge Deutsche reisen bald für ein Jahr nach Óbidos. Anschaulich lässt sich vermitteln, wie sich das Leben am Amazonas gestaltet. Geprägt vom Schiffsverkehr auf dem gigantischen Strom und den kleinen Booten der Fischer mutet der Alltag idyllisch an. Für die, die genauer hinschauen, zeichnet sich dazu ein Bild einfachen Lebens, welches von der Subsistenzwirtschaft – ich erarbeite oder baue mir das an , was ich von einem auf den anderen Tag benötige – geprägt ist. Nicht allzu viele haben feste Arbeitsverträge und Sozialleistungen, so wie hier in Deutschland. Die zahlreichen jungen Menschen, die das Straßenbild prägen, haben ähnliche Zukunftsvisionen wie junge Menschen hierzulande, aber viel weniger Möglichkeiten. Die beiden Freiwilligen könnten davon berichten!

Tutku Çetinel, CC BY 3.0 https://creativecommons.org/licenses/by/3.0,  via Wikimedia Commons

Was das Amazonasbecken und die Partnerschaft für uns so bedeutend macht, ist die Funktion des noch zusammenhängenden Regenwaldgebietes, „Lunge des Planeten“ zu sein. Anhand audio-visuellen Materialien, lebendiger Erzählung oder auch Gästen vom Amazonas tragen wir gerne zum Unterricht bei. So zum Beispiel mit den Zusammenhängen, dass jeder Urwaldriese rund 1000 Liter Wasser am Tag verdampft. Werden die Baumgiganten gefällt, hat das wiederum Auswirkungen auf das Wetter in Lateinamerika und sicher langfristig auf das Klima in Europa. Genau das ist es, was die Schöpfungsenzyklia „Laudato Si“ meint, wenn dort zu lesen ist: „Alles ist mit allem verbunden“.

Nicht nur über Óbidos und die Amazonasregion können wir von der Diözesanstelle Weltkirche berichten, sondern auch über unsere weitaus ältere Bistumspartnerschaft mit der Diözese Mbinga in Tanzania, Ostafrika. Darüber hinaus unterstützen wir mit Kampagnengästen der Hilfswerke – über das Jahr verteilt, beginnend im Dezember mit Gästen des Hilfswerkes Adveniat bis in den Oktober mit Gästen von missio. So kommt zum Beispiel Father Christian “Toots” Buenafe von den Philippinen im Oktober ins Bistum. Father Toots war maßgeblich daran beteiligt, dass der Staatspräsident der Philippinen Rodrigo Duterte (2016 bis 2021) vom Internationalen Strafgerichtshof angeklagt wird.

Aktuelle Nachrichten und Informationen finden Sie im MIT des Bistums Würzburg , Gruppe „Weltkirche“. Treten Sie bei und outen Sie sich als ReligionslehrerIn, damit wir Sie der entsprechenden Infoliste hinzufügen und gezielter informieren können. Sie müssen im MIT nicht dauerhaft online sein! Rund viermal im Jahr informieren wir mit dem systemeigenen Newsletter über aktuelle Nachrichten oder die Bewegungen in der Zeitleiste. Vielleicht sind Sie auf den Geschmack gekommen und wollen etwas von der Weltkirche sehen, lesen und hören und auch den SchülerInnen vermitteln.

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