Editorial
Instant-Church im Unterricht. Von Jürgen Engel.
Im vergangenen Jahr setzten die deutschen Bischöfe eine neue Ordnung für die Missio Canonica und die kirchliche Bevollmächtigung zur Erteilung des Religionsunterrichtes in Kraft. Damit wurde der Rahmen, in dem alle Religionslehrkräfte sich im Unterricht positionieren können, neu gefasst. Wörtlich heißt es im Vorwort: „Zu einem solchen Zeugnis christlichen Lebens sind alle Religionslehrkräfte aufgefordert, unabhängig von ihrer Herkunft, ihrem Alter, ihrer Behinderung, ihrer persönlichen Lebenssituation, ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität.“ So wird dem Umgang, den wir in der Schule pflegen, unserer Beziehungsfähigkeit, unserem Auftreten und unserer Art und Weise, wie wir uns zu den Lebens- und Glaubensfragen verhalten, die an uns als Religionslehrkräfte gestellt werden, mehr Bedeutung zukommen.
Aber so wenig wie der Religionsunterricht eine kirchliche Veranstaltung ist, so sehr ist er doch regelmäßig Anlass für kirchliche Themen, die aktuell diskutiert werden. Ganz schnell ist eine Religionsstunde dann eine „Kirche im Kleinen“. Reli wird zu einer 45-Minuten-Instant- Gemeindeversammlung, die sich nach der Stunde dann wieder auflöst. Da wird „rumgerührt“ in kleinen und großen theologischen Fragen, Antwortversuche zu kirchlichen Themen werden „durchgeschüttelt“ bis es passt – oder manchmal auch bis es nicht passt – wie schnell ist die Stunde um, und die kleine „Instant-Church“ löst sich wieder auf.
„Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“ (Mt 18, 20) – diese Zusage Jesu gilt nicht nur für die üblichen (Kirchen-) Versammlungen in seinem Namen. Im Religionsunterricht bildet sich manchmal auch eine kleine Gemeinschaft für 45 Minuten, in der wir nicht allein sind. Vertrauen wir getrost darauf!
Würzburg, im Juli 2024
Jürgen Engel