Theorie und Praxis

Figuren erzählen Geschichte(n)

Ich-Perspektiven als didaktischer Zugang. Von Barbara Mack.

Bild: KI-generiert

Rahel ist zehn Jahre alt. Sie lebt zur Zeit Jesu in Palästina. Sie erzählt von ihrer Familie, vom Alltag und den Festen, von der Arbeit ihres Vaters auf dem Feld und von den frohen und traurigen Momenten in ihrem Leben. Durch ihre Augen sehen wir die Welt Jesu aus einer neuen, persönlichen Perspektive.

Solche Ich-Erzählungen bilden den didaktischen Kern von „Figuren erzählen Geschichte(n)“. Statt biblische oder historische Inhalte abstrakt und thematisch losgelöst zu behandeln, treten fiktive Zeitzeug*innen in den Vordergrund, die Schülerinnen und Schüler mitnehmen in ihre biblische oder kirchengeschichtliche Lebenswelt. Die Erzählfiguren geben dabei nicht nur Einblick in den historischen Kontext, sondern schaffen emotionale Nähe und haben hohes Identifikationspotenzial.

 

Die Methode nutzt die Kraft des narrativen Lernens: Eine fiktive Figur dient als emotionaler Anker. Durch eine fortlaufende Erkundung ihrer Lebenswirklichkeit – auch über mehrere Stunden oder eine ganze Sequenz hinweg – lernen die Schüler*innen sowohl die Figur als auch ihre Umwelt zunehmend differenziert kennen. Inhalte werden nicht abstrakt vermittelt, sondern erzählerisch eingebettet, spannend, mitfühlbar und anschlussfähig.

Besonders wirksam ist der Zugang, wenn die erzählende Figur altersnah konzipiert ist. Kinder und Jugendliche können sich in deren Alltag, Fragen und Erfahrungen wiederfinden und soziale sowie religiöse Zusammenhänge leichter nachvollziehen. Der Ansatz fördert nicht nur die Wissensaneignung (Anforderungsbereich I), sondern in besonderem Maß auch Perspektivübernahme, Empathie und kritisches Denken (Anforderungsbereiche II und III).

Die Methode ist flexibel einsetzbar: Die Figuren können als Lehrererzählung, Hörspiel oder Lesetext eingeführt werden. Sie können in Monologen, Tagebuch- einträgen, inneren Dialogen, Brief- wechseln oder Interviews sprechen. Auch kreative Umsetzungen wie Standbilder, szenisches Spiel oder digitale Formate (z. B. Lapbooks, Voiceover-Clips oder Instagram-Profile der Figuren) lassen sich gut integrieren.

Besonders gut eignet sich die Methode für biblische oder kirchen- geschichtliche Themenbereiche, aber auch ein Einsatz im Rahmen ethischer Themen ist möglich.

Die ersten beiden unten genannten Beispiele liegen als frei zugängliches Material vor, alle weiteren sollen zur eigenen Gestaltung inspirieren.

  1. Biblische Themen erzählend erschließenDie Geschichten von Rahel und Caius Servilius liegen bereits als frei zugängliches Material vor. Klicken Sie zum Download einfach auf die Namen! Alle weiteren Vorschläge sollen zur eigenen Gestaltung inspirieren.
  2. Kirchengeschichtliche Themen erzählend erschließen

Bild: KI-generiert

Autor

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert