„Kirche und Gemeinde“ als Thema des Religionsunterrichts
Anknüpfungspunkte, Einordnungen und Perspektiven. Von Konstantin Lindner.
1.Lebensweltliche Anknüpfungspunkte
Als soziale Wesen leben Menschen von gemeinschaftlicher Verortung. Dadurch gestalten sie Beziehungen, bewerkstelligen sie ihren Lebensalltag, gewinnen Identität etc. Schülerinnen und Schüler besitzen in gemeinschaftsbezogener Hinsicht verschiedene Erfahrungen: Mindestens in Bezug auf ihre familiale – bzw. im Fall von (Sozial-)Waisen ihre soziale – Gemeinschaft, aber auch hinsichtlich ihrer Kindergartengruppen und Klassengemeinschaften können sie sich verorten und Zugehörigkeitsgefühle entfalten. Darüber hinaus sind sie nicht selten in freizeitlichen Gemeinschaften wie Sport- oder Musikgruppen aktiv, die sich durch gemeinsames Handeln konstituieren. Letztgenanntes gilt auch für Glaubensgemeinschaften, zu welchen manche Kinder und Jugendliche ebenfalls Kontakte haben – bisweilen eher lose, zum Teil engere wie im Fall einer Mitgliedschaft in kirchlichen Kinderoder Jugendgruppen.
In den letzten Jahrzehnten haben die Berührungspunkte mit Kirche und Gemeinde in der Breite abgenommen. So zeigen Daten einer 2018 erstmals publizierten Studie unter 10- bis 18-Jährigen in Deutschland, dass Aktivitäten in Kirchengemeinden nur 6% der befragten 10- bis 12-Jährigen, 8% der befragten 13- bis 14-Jährigen und 5% der befragten 15- bis 18-Jährigen aufweisen – um ein Vielfaches weniger als Aktivitäten in Sportvereinen, denen bspw. 57% der 13- bis 14-Jährigen nachgehen (1) Die mit dem Begriff „De-Institutionalisierung“ bezeichnete Entwicklung, den persönlichen Glauben abseits der Angebote der großen Kirchen in Deutschland zu gestalten, äußert sich darin, dass mehr Kinder und Jugendliche beten als sie Gottesdienste besuchen. Für den Bereich der Sakramente weisen die Daten der 2023 veröffentlichten 6. Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung darauf hin, dass die kirchliche Bindekraft nachlässt, insofern sich nur noch 65% der 14- bis 20-Jährigen firmen lassen (2).
Ambivalente Einstellungen junger Erwachsener zur Kirche sind laut einer repräsentativen Umfrage unter Schülerinnen und Schülern der gymnasialen Oberstufe und beruflichen Schulen in Baden-Württemberg, die 2015 und 2017 stattfand, an der Tagesordnung: So meinen 60% der dabei befragten Kirchenmitglieder, die Kirche müsse sich ändern, um eine Zukunft zu haben. Sicherlich tragen die Missbrauchsskandale, die sowohl in der katholischen als auch in den evangelischen Kirchen in den letzten Jahren aufgearbeitet werden, zu schlechter „Publicity“ bei Heranwachsenden bei. Zugleich aber nehmen 59% der befragten Kirchenmitglieder wahr, dass die Kirche für die Menschen viel Gutes tut. Sie wird nach wie vor mit sozial-karitativem Engagement verbunden. „56% aller Befragten und 61% der Kirchenmitglieder finden es gut, dass es die Kirche gibt.“ (3)
Trotz des Rückgangs kirchlicher Bindekraft finden sich im schulischen Religionsunterricht nach wie vor Kinder und Jugendliche, die Erfahrungen mit Kirche und Gemeinde besitzen: z. B. über die Teilnahme an kirchlichen Festtagen wie Taufe, Firmung, Konfirmation oder über Sonn- und Feiertagsgottesdienstbesuche, überdies eventuell sogar als Mitglieder oder Leitende kirchlicher Gruppen (bspw. Ministranten-, Pfadfindergruppen, Jugendchöre etc.). Insbesondere „Gemeinschaftsgefühl und Eingebundenheit sind für einige Jugendliche der Hauptgrund, sich aktiv in der Gemeinde zu beteiligen, was sie dann auch gerne tun, wenn die Möglichkeiten und Freiräume für Beteiligung gegeben sind.“(4)
Überdies kommen Kinder und Jugendliche durch mediale Repräsentationen mit Kirchen in Kontakt insbesondere über Würdenträgerinnen bzw. -träger, z. B. den Papst, Bischöfe oder Priester und Pfarrerinnen. Auch haben manche Schülerinnen und Schüler an Katholiken-, Kirchen- oder gar Weltjugendtagen teilgenommen und damit Erfahrungen mit Formen populärer (5) Religion.
All die skizzierten lebensweltlichen Bezugspunkte markieren den vielgestaltigen Referenzraum, in dem sich Lernende zu „Kirche und Gemeinde“ verorten. Damit einhergehende Erfahrungen und Einstellungen sollten bei der Thematisierung dieses Gegenstandbereichs im Religionsunterricht berücksichtigt werden.
2. Skizzenhafte fachliche Einordnungen
Insofern die Mehrzahl der Schülerinnen und Schüler „kaum oder nur wenig Erfahrungen mit Kirche und damit auch eine nur geringe Kenntnis von Kirche in ihrer Ursprungsbedeutung und in ihren aktuellen Manifestationsformen“ (6) haben, gilt es, entsprechende Wissensbestände im schulischen Religionsunterricht aufzubauen.
Im neutestamentlich-paulinischen Sinn lässt sich unter Kirche die Versammlung (griech. ekklēsia) derer verstehen, die im Glauben an Jesus als den Christus vereint sind (vgl. u. a. Röm 8,1). In der Tradition des Paulus ist das – bis heute alle Kirchen verbindende gemeinsame Merkmal der als Kirche Versammelten die Taufe, die sowohl Initiation als auch Bekehrung markiert. Besonders im gemeinsamen Mahl, das an Jesu letztes Mahl mit den Jüngern vor seinem Tod erinnert, wird kirchliche Identität gestiftet (7). Somit lassen sich Kirche und Gemeinden in personaler (8) Hinsicht als Versammlung des „Volkes Gottes“ charakterisieren, die von Jesus Christus ausgeht (vgl. auch die Kirchenkonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils „Lumen gentium“).
Historisch gesehen prägte sich die Kirche in verschiedene Kirchen vor Ort aus, die wiederum aus mehreren Gemeinden bestehen. Noch heute markiert katholischerseits der Begriff „Ortskirche“ den geografischen Raum eines Bistums. Zentrum der jeweiligen Ortskirche ist die Bischofskirche mit der Kathedra, dem Bischofsstuhl, von welchem aus der in den bistumszugehörigen Gemeinden gelebte Glaube an den trinitarischen Gott durch den Bischof symbolisch ausgesagt und zusammengehalten wird. Abgesehen von Pfarrgemeinden existieren weitere Formen, z. B. Migrationsgemeinden, Studierendengemeinden, Gemeinden in Justizvollzugsanstalten etc., abseits parochialer Strukturen (9). Neben derartigen strukturell-rechtlichen Aspekten konstituieren sich Kirche und Gemeinde auch lokal: Sichtbarste dauerhafte Repräsentation der Kirchengemeinden sind die Kirchengebäude, in denen der Glaube gefeiert wird. In vielen Fällen handelt es sich dabei um Räume, die sich durch ihre Architektur von normalen Wohn- oder Betriebsgebäuden unterscheiden und in Abhängigkeit von Baustil sowie konfessionellen Bedarfen unterschiedlich (aus-)gestaltet sind.
Gegenwärtig entfaltet sich das Christentum in pluralen Facetten, nicht zuletzt infolge mehrerer Kirchentrennungen, die im Lauf der Zeit zu verschiedenen Konfessionenführten. Hierzulande sind am prägendsten die katholische Kirche sowie die Kirchen der Reformation (1517 und Folgejahre), insbesondere die evangelisch-lutherischen Landeskirchen, aber auch evangelisch-reformierte und freikirchliche Denominationen. Nicht unthematisiert bleiben sollte, dass im Zuge von Migrationsbewegungen in den letzten Jahren immer mehr orthodoxe Christinnen und Christen in Deutschland leben: Diese gehören verschiedenen orthodoxen Kirchen an, deren Ursprung im morgenländischen Schisma von 1054 liegt, als sich die lateinische Kirche des Westens von den griechischen Kirchen des Ostens abspaltete.
U. a. der innere Aufbau von Kirchen und Gemeinden verweist auf konfessionelle Spezifika und bietet für eine Teilhabe der Gläubigen unterschiedliche Anknüpfungspunkte: Katholischerseits ist Kirche hierarchisch organisiert. Eine Gemeinde (bzw. zunehmend ein sog. Seelsorgebereich) wird durch einen Amtsträger – meist einen Priester – geleitet, wenngleich vielfältige Dienste und Ämter auch von Laien wahrgenommen werden, z. B. Lektorinnendienst, Kommunionhelfer, Pfarrgemeinderat, Ministrantin u. a. In diesen Mitwirkungsformen zeigt sich das gemeinsame Priestertum aller Gläubigen (vgl. „Lumen Gentium“ 10). Auf evangelischer Seite prägt wiederum die synodale Verfasstheit den Gemeindeaufbau „durch Amt und allgemeines Priestertum […] [und] die Möglichkeit zur Partizipation ihrer Mitglieder“(10) .
Strukturgebend für das Gemeindeleben vor Ort ist insbesondere das Kirchenjahr mit seinen Feier- und Festtagen: Vor allem kirchliche Hochfeste wie Ostern und Weihnachten führen vermehrt Gemeindemitglieder in Gottesdienste. Derartige Feste verweisen nicht zuletzt auf weltkirchliche Dimensionen, insofern sie von Christinnen und Christen auf der ganzen Erde meist – in Abhängigkeit von julianischem oder gregorianischem Kalender – zeitgleich begangen werden. In ökumenischer Hinsicht zeigt sich hieran das christentumsübergreifend Gemeinsame. Daneben äußert sich die Lokalität der Gemeinden in besonderen Feiern vor Ort, z. B. Patronatsfeste und Kirchweihfeiern, aber auch in Aktivitäten wie Kinder- und Jugendzeltlagern, Chören, Ausflügen, Pfarrfesten sowie insbesondere in caritativem Engagement wie Besuchsdiensten, Essenstafeln, Umwelt- oder Spendenaktionen.
3. Religionsdidaktische Perspektiven
Wenngleich Kirche und Gemeinde selbst ein Ort lebensrelevanter Bildung sein können (11), so gilt im Folgenden der primäre Blick der Thematisierung beider Größen im Religionsunterricht. Ausgehend von der Konstruktion dieses Unterrichtsfachs am öffentlichen Lern- und Bildungsort Schule ist ernst zu nehmen, dass eine Beschäftigung mit diesem Gegenstandsbereich die Ausprägung einer reflektierten Positionierung und keine missionarische Gewinnung von Gemeindemitgliedern fokussiert. Ganz in diesem Sinne ist die im Fachprofil „Katholische Religionslehre“ des bayerischen LehrplanPLUS zu findende Explikation zu verstehen: „Der Religionsunterricht lädt zur Begegnung mit gläubigen Christinnen und Christen, mit Kirche und Pfarrgemeinde ein. Dadurch erleben die Schülerinnen und Schüler das Selbstverständnis der Kirche als Volk Gottes und verstehen Christsein als Impuls, einen eigenen Standpunkt zu beziehen.“ (12) Letztlich sollte dadurch ein „mehrdimensionaler, mehrperspektivischer Blick darauf möglich [werden], wie und wo sich Christsein verwirklicht“(13) .
Zentral bei der Initiierung von Lehr-Lern-Prozessen zu dieser Thematik sollte – nicht zuletzt angesichts der oben skizzierten lebensweltlichen Ausgangslage – die religionsdidaktische Figur des „Korrelieren“ sein. Insofern nur noch wenige Schülerinnen und Schüler Primärerfahrungen mit Kirche und Gemeinde haben, gilt es, eine kritisch-produktive Auseinandersetzung mit diesem Gegenstandsbereich zu ermöglichen: kritisch, indem sowohl die Schülerinnen und Schüler von ihren Lebenswelten her mit dem Thematisierten prüfend umgehen als auch sich selbst in ihrer Lebensidee und -gestaltung davon befragen lassen. So können sich produktive, „auf beiden Seiten konstruktive Anstöße zu Veränderung und Fortentwicklung ergeben“(14) . Ernst zu nehmen ist dabei, dass den Lernenden eventuell kein Korrelieren mit dem Themenkomplex „Kirche und Gemeinde“ gelingt, weshalb mit Edward Schillebeeckx gesprochen zumindest eine „kritische Interrelation“ (15) anvisiert werden sollte – ein Vergleich zwischen dem, was sich Schülerinnen und Schüler von Kirche und Gemeinde erwarten, und dem Anspruch, den Kirche und Gemeinde stellen.
Anhand dieses Gegenstandsbereichs wird für die Lernenden zum einen eine Vergewisserung darüber möglich, was christliches Miteinander bedeuten kann – sowohl in theoretischer als auch in praktischer Hinsicht. Zum anderen lässt sich an dieser Thematik zeigen, wie sich die gemeindliche Ausgestaltung des christlichen Glaubens vor Ort und global entwickelt hat: Die Auseinandersetzung mit paulinischen Bibelstellen, aber auch Recherchen zu Geschichte und Gegenwart der Heimatpfarreien der Schülerinnen und Schüler können für die Grundideen von Kirche und Gemeinde, aber auch für historische Entwicklungslinien und für das Prinzip „ecclesia semper reformanda“ sensibilisieren. U. a. die Thematisierung der Kirchentrennungen und der daraus resultierenden verschiedenen Konfessionen sollte nicht außen vor bleiben. Denn zum einen ist der Religionsunterricht konfessionell organisiert – d. h., die meisten Schülerinnen und Schüler machen Erfahrungen mit den Folgen der Reformation, insofern sie und ihre Mitschülerinnen und -schüler in getrennte Religionsunterrichte gehen. Zum anderen gibt es in den letzten Jahren an bayerischen Grund-, Mittel- und Berufsschulen im Rahmen von Projekten (16) die Option, dass evangelische und katholische Lernende gemeinsam Religionsunterricht durch eine Lehrkraft erhalten – eine prädestinierte Ausgangssituation, um mit Schülerinnen und Schülern spezifische, aber auch ähnliche Glaubenspraktiken der Konfessionen zu entdecken. Nicht zuletzt unterschiedliche Feste wie Erstkommunion / Firmung bzw. Konfirmation korrelieren mit den Lebenswelten der Lernenden. Ebenso bietet eine Auseinandersetzung mit dem Kirchenjahr, das gewissermaßen quer zum Kalender- oder zum Schuljahr liegt, jedoch gemeinde- und sogar schulprägend (vgl. die verschiedenen Ferien) ist, bildendes Potenzial für die Thematisierung von Kirche und Gemeinde. Der Reichtum konfessioneller Spezifika lässt sich in diesem Zusammenhang an Festkulturen wie katholischerseits Fronleichnam oder evangelischerseits Reformationstag festmachen. Immer ist dabei zu reflektieren, was an einer derartigen Kultur und damit verbundenen Ritualen für heutige Schülerinnen und Schüler bedeutsam sein könnte.
Forschendes Lernen bietet sich bei der Thematik „Kirche und Gemeinde“ in vielfacher Hinsicht an: Die Lernenden können aufgefordert werden, ihre eigenen Berührungspunkte mit Gemeinde und damit mit Kirche zu rekonstruieren – bspw., indem sie Fotos, Videos oder gar Liedblätter ihrer Taufe, Erstkommunion, Firmung oder Konfirmation in den Unterricht mitbringen und analysieren. Überdies ermöglichen Einladungen von aktiven Gemeindemitgliedern in den Unterricht oder Exkursionen zu Kirchengebäuden oder Pfarrzentren einen Austausch über gelebtes Christentum. Mittels kirchenpädagogisch geleiteter Erkundungen können dabei das jeweilige Gotteshaus und seine liturgische Dimension durch die Schülerinnen und Schüler eigenaktiv und selbstgesteuert erkundet werden: Methoden wie bspw. das Finden eines Lieblingsorts, die Beschäftigung mit der Funktionalität liturgischer Gegenstände, das Erfahren der auratischen Atmosphäre durch Hören von Orgelmusik, gemeinsames Singen oder ein Stille-Spüren helfen dabei nicht zuletzt kirchenfernen Lernenden, eine Ahnung von dem zu bekommen, was Christinnen und Christen mittels gottesdienstlicher Praxis als Gemeinde erleben können.
Ausgehend davon wiederum bietet sich auch ein globaler Blick auf die Heterogenität des Christ-seins an: Anhand von medialen Repräsentationen, die in Nachrichtensendungen und auf Social-Media-Kanälen im Internet zu finden sind oder bspw. über Erklärvideos zugänglich gemacht werden, können die Schülerinnen und Schüler mit der Vielgestaltigkeit und Kontextabhängigkeit von Christentum in Kirche und Gemeinde in einen bildenden Austausch treten – u. a., wenn sie feststellen, wie Kirchengemeinden über den Globus hinweg Partnerschaften bilden oder wenn sie unterschiedliche Riten und Bräuche analysieren, die im Kontext des gleichen kirchlichen Festtags entfaltet werden; z. B. die unterschiedliche Gestaltung von Allerheiligen in Unterfranken mittels andächtigem Friedhofsgang oder in Mexiko, insofern am „Dia de los Muertos“ ein Picknick auf einem mexikanischen Friedhof auf eine andere, kontext- bzw. kulturgeprägte Form von Totengedenken verweist.
Keinesfalls sollte bei der Thematisierung von Kirche und Gemeinde die Beschäftigung mit der caritativen Dimension vernachlässigt werden: Abgesehen von Recherchen zu Hilfeleistungen der Caritas oder Diakonie vor Ort oder zu international operierenden kirchlichen Hilfswerken wie Misereor oder Brot für die Welt bietet es sich an, zusammen mit einer Kirchengemeinde ein Projekt zu starten, z. B. Paket-Pack-Aktionen mit Weihnachtsgeschenken für Kinder einer Partnergemeinde im globalen Süden, Besuchsdienste in Senioren- oder Pflegeheimen durch Schülerinnen und Schüler höherer Jahrgangsstufen. So können die Lernenden – zumindest „auf Zeit“ und unter Wahrung der Freiwilligkeit – sich teilhabend als lokale Akteurinnen und Akteure gelebten Glaubens erproben. Im Sinne der angestrebten reflexiven Positionierung werden sie dabei idealerweise dahingehend zum Nachdenken aufgefordert, „inwiefern es einen Unterschied macht, wenn derartiges Engagement aus dem Glauben erwächst oder nicht“(17) .
4. Ausblick
Insgesamt bietet der Gegenstandsbereich „Kirche und Gemeinde“ Schülerinnen und Schülern verschiedene Gelegenheiten, sich mit gelebtem Christ-sein zu befassen und zugleich metareflexiv darüber nachzudenken, welche Relevanz religiöse Wirklichkeitsdeutungen für die Ausgestaltung von Leben und Welt haben. Dabei sollte auch das zivilgesellschaftliche (18) Engagement von Kirche und Gemeinden, z. B. im Einsatz für Frieden und Demokratie, berücksichtigt werden. Ebenso stehen Vergewisserungen über Potenziale und Grenzen kirchlicher oder gemeindlicher Praxis angesichts einer „Kultur der Digitalität“ (Felix Stalder) an. Nicht zuletzt mittels derartiger Zugänge konkretisiert sich die allgemeinbildende Dimension einer Thematisierung des Gegenstandsbereichs „Kirche und Gemeinde“ in einem zukunftsbefähigenden Religionsunterricht.
Anmerkungen
1 Vgl. Gennerich/Streib 2022, 1117.
2 Vgl. EKD 2023, 60.
3 Wissner 2018, 88. Ähnliches zeigen die Ergebnisse der 18. Shell-Jugendstudie – vgl. Wolfert/Quenzel 2019, 156.
4 Nowack 2018, 218.
5 Vgl. Knoblauch 2009, 248ff.
6 Schlag 2019, 241.
7 Vgl. Lindner 2024, 451f.
8 Vgl. Blasberg-Kuhnke/Bubmann 2021, Abs. 1. 9 Vgl. Berneburg/Hörsch 2019.
10 Blasberg-Kuhnke/Bubmann 2021, Abs. 1.
11 Vgl. Schlag 2019, 250.
12 Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung, LehrplanPLUS
13 Lindner/Stögbauer-Elsner 2021, 203.
14 Langenhorst 2021, 139. Vgl. auch Heil 2015.
15 Schillebeeckx 1994, 757.
16 Vgl. das an Grundschulen in den Jahrgangsstufen 1 und 2 ab Schuljahr 2024/25 erprobte Projekt „Konfessioneller Religionsunterricht kooperativ – KoRUk“, das an Grund- und Mittelschulen laufende Projekt „Religionsunterricht mit erweiterter Kooperation – RumeK“ oder das an Berufsschulen angesiedelte Projekt „Stärkung des konfessionellen Religionsunterricht an Berufsschulen – StReBe“; in all diesen Projekten wird konfessioneller Religionsunterricht angesichts von organisatorischen Schwierigkeiten dadurch realisiert, dass gemischtkonfessionelle Lerngruppen durch eine Lehrkraft unterrichtet werden.
17 Lindner/ Stögbauer-Elsner 2021, 204–205.
18 Vgl. Schlag 2019, 253.
Literatur
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· Blasberg-Kuhnke, M./Bubmann, P. 2021, Art. Gemeinde, in: WiReLex 7, Abs. 1; https://doi.org/10.23768/wirelex.Gemeinde.200897 · EKD (Hg.) 2023, Wie hältst du’s mit der Kirche? Zur Bedeutung der Kirche in der Gesellschaft, Leipzig.
· Gennerich, C./Streib, H. 32022, Jugend und Religion, in: Krüger, H.H./ Grunter, C./Ludwig, K. (Hg.), Handbuch Kindheits- und Jugendforschung, Wiesbaden1107–1127 (https://doi.org/10.1007/978-3-65824777-5_45).
· Heil, S. 2015, Art. Korrelation, in: WiReLex 1; https://doi. org/10.23768/wirelex.Korrelation.100015.
· Knoblauch, H. 2009, Populäre Religion. Auf dem Weg in eine spirituelle Gesellschaft, Frankfurt a. M.
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· Lindner, K. 2024, Leben als Gemeinde bei Paulus, in: Rothgangel, M./ Simojoki, H./Gerber, C./Michel, A. (Hg.), Elementare Bibeltexte, Göttingen, 449–458.
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