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relilab – Religionsunterricht unter den Bedingungen der Digitalität

von Barbara Mack

Im Frühjahr 2021 poppten in den bekannten Socialmedia-Kanälen wie Instagram und Twitter die ersten Nachrichten über ein zunächst noch mysteriöses Projekt namens Relilab auf. Schnell war unser Interesse daran geweckt und nach einigen Gesprächen mit Verantwortlichen haben wir uns von der Schulabteilung sehr schnell entschieden: Das Format ist innovativ, spannend und lohnenswert – und die Schulabteilung der Diözese Würzburg will Teil davon sein.

 

  1. Was ist das relilab?

Die Ursprünge des relilab liegen an der Universität in Luzern. Dort rief David Wakefield bereits im Jahr 2020 das Ur-Konzept des relilab unter dem Titel „Lehren – Lernen – Digitalität“ ins Leben, bestehend aus Komponenten, die auch heute noch einen wichtigen Teil des relilab ausmachen: Präsenztage, eine digitale Lernumgebung und schließlich Begegnungsmöglichkeiten in einem Barcamp.

Im Jahr 2021 fasste das Konzept auch in Deutschland Fuß und schnell fanden sich mittlerweile über 30 Kooperationspartner auf evangelischer und katholischer Seite: neben der Universität Luzern und der Goethe-Universität Frankfurt verschiedenste Fortbildungsinstitute, zum Beispiel das Comenius-Institut, die Hessische Lehrkräfteakademie, das Institut für Lehrerfortbildung (IFL) und hier in Bayern das Religionspädagogische Zentrum Heilsbronn, sowie eine Reihe von Landeskirchen und Katholischen Bistümern in der Schweiz und in Deutschland, darunter die Erzbistümer Köln, Hamburg und Paderborn und die Bistümer Mainz, Hildesheim, Essen, Aachen, Speyer, Erfurt und eben auch Würzburg.

Das relilab hat sich zu einer trinationalen Fortbildungsinitiative entwickelt, das verschiedene Möglichkeiten integriert: Fortbildung, Netzwerk, Labor zum geschützten Ausprobieren neuer Ideen, Lernumgebung und Plattform für neues freies Material. Dabei liegt ein besonderer Schwerpunkt auf dem freien Einbringen von Gaben und Charismen und dem Teilen. Dies macht das relilab auch zu einem Raum, in dem Kirche im urchristlichen Sinne geschieht.

a) Das relilab ist eine Fortbildung

Bei einer Anmeldung über eine der vielen Regionalgruppen bietet das relilab Lehrkräften, die sich mit dem Themenfeld des Religionsunterrichts im Horizont der Digitalität näher auseinandersetzen möchten, einen strukturierten Weg an. Dabei wechseln sich Präsenz – und Onlineformate mit Selbstlern- und Probierphasen ab, eine Betreuung und Beratung durch die FortbildungsreferentInnen sowie der Austausch mit den anderen TeilnehmerInnen hilft bei Fragen und Problemen. Am Ende schließt die Fortbildung mit einer Teilnahmebestätigung ab.

b) Das relilab ist eine Lernumgebung

Selbstgesteuertes Lernen ist eine wichtige Grundlage des relilab-Konzeptes. Selbstlernkurse zu vielen unterschiedlichen Themen, freie Materialien und unterschiedliche Impulse regen dazu an, sich mit der Materie selbständig und im eigenen Rhythmus auseinanderzusetzen.

c) Das relilab ist ein Netzwerk

Eines der wichtigsten Ziele des relilab ist es, Lehrkräfte aus allen Schularten und weitere am Austausch über eine zeitgemäße Religionspädagogik interessierte Personengruppen mit den unterschiedlichsten Interessen und Expertisen zusammenzubringen, damit sie sich – auch über die Fortbildungsphase hinaus – austauschen, gegenseitig unterstützen und inspirieren können. Dies wird ermöglicht durch die vielfältigen Angebote und Formate und vor allem auch durch die offene Struktur.

  1. Die Formate des relilab

Das relilab bietet unterschiedliche Formate an. Neben den Präsenzfortbildungen auf der Regionalebene sind diese vor allem online über die Website relilab.org zugänglich.

  • Auf der Website relilab.org stehen mittlerweile rund 40 verschiedene Selbstlernmodule zu den unterschiedlichsten, meist digitalen Themen zur Verfügung. Diese können auch ohne die Bindung an eine Regionalgruppe und über den Fortbildungszeitraum hinaus frei genutzt werden. Die Schulabteilung beteiligte sich hier mit der Bereitstellung von Modulen zu den Themen „Mebis“, „Filmarbeit im Religionsunterricht“ und „Datenschutz“.
  • Das relilab-Cafe ist ein Onlineformat, in dem sich die TeilnehmerInnen der Fortbildung in Form einer Videokonferenz treffen und austauschen können. Es ist jeweils Donnerstag von 16.00 Uhr bis 18.00 Uhr geöffnet. Immer am ersten Donnerstag im Monat beherbergt es die relilab-Talks.
  • Die relilab-Talks sind Online-Veranstaltungen, bei denen ReferentInnen von inner- und außerhalb des relilab über interessante Themen und Inhalte referieren und zu Gesprächen darüber bereitstehen.
  • Die relilab-Impulse geben konkrete Ideen für den Unterricht und stellen Materialien vor.
  • Der relilab-Kontext bietet eine hochwertige Textsammlung rund um das Thema „Digitalität und Religionsunterricht“ an, die auf der Website frei zugänglich ist.
  • Der #relichat jeweils mittwochs abends auf Twitter bietet einen weiteren Kanal zum Austausch mit Lehrkräften aus dem gesamten Twitterlehrerzimmer und erweitert so das Netzwerk noch einmal.
  • myrelilab ist eine Umgebung, auf der Material in geschütztem Rahmen erstellt und gespeichert, mit anderen besprochen und schließlich als OER-Bausteine zur Verfügung gestellt werden kann.
  1. Das relilab 2021/22 der Regionalgruppe Würzburg

 

Nachdem die Schulabteilung von den Möglichkeiten des relilab erfahren hat und wir uns entschieden haben, uns in diesem Bereich einzubringen, haben wir mit dem RPZ Heilsbronn Kontakt aufgenommen – der bis dahin einzigen bayerischen Institution, die sich dem relilab angeschlossen hatte. Nach einigen sehr konstruktiven Vorgesprächen war die neue relilab-Regionalgruppe „Bayern“ geboren, eine ökumenische Kooperation zwischen der Schulabteilung der Diözese Würzburg und dem RPZ Heilsbronn. Begleitet und betreut wurde und wird das Projekt vom stellvertretenden Direktor des RPZ, Pfarrer Hans Burkhardt und dem dortigen Referenten für digitale Bildung, Jens Palkowitsch-Kühl, sowie von Würzburger Seite aus von der Referentin für Religionsunterricht und Digitalität, Barbara Mack.

Gemeinsam gingen wir an die Planung der sechs Fortbildungstage, die wir anbieten wollten: Die zweitägige Kick-off-Veranstaltung in Heilsbronn im September, der 1. Würzburger Digitaltag für Religionslehrkräfte im Burkardushaus in Würzburg im Dezember, ein weiterer Ausbildungstag in Heilsbronn im Februar und der zweitägige Check-out zum Abschluss, wiederum in Heilsbronn, wobei die Veranstaltungen konsequent hybrid geplant wurden, um eine möglichst große Flexibilität zu gewährleisten. Leider machte uns die Corona-Pandemie einen Strich durch die Rechnung – wie viele andere Veranstaltungen mussten auch unsere Fortbildungstage im Dezember und Februar rein online stattfinden.

Bei der Kick-off-Veranstaltung in Heilsbronn lernten die rund 20 Teilnehmerinnen der Regionalgruppe Bayern sich gegenseitig und die Möglich

keiten, die das relilab zur Verfügung stellt, kennen.

Gemeinsame Interessen wurden ausgelotet und Arbeitsgruppen und Teams gebildet, die sich über die gesamte Zeit der Fortbildung unterstützten.

In den folgenden Monaten und zwischen den einzelnen Veranstaltungen beschäftigten sich die TeilnehmerInnen der Fortbildung allein oder gemeinsam in ihrem eigenen Tempo und je nach Interessenlage mit den Selbstlernmodulen und nahmen selbstverantwortlich an den relilab-Talks und -Impulsen teil. Dabei konnten sie mit TeilnehmerInnen aus dem ganzen relilab weit über Bayern hinaus austauschen. Ganz praktisch setzten sie die neuen Erkenntnisse und Fertigkeiten innerhalb ihres Unterrichts ein. Ihre Fortschritte hielten sie in einem persönlichen Portfolio fest.

Beim 1. Würzburger Digitaltag, einer ganztägigen Online-Veranstaltung, bei der die TeilnehmerInnen des relilab auf Religionslehrkräfte aus der Diözese Würzburg trafen und sich mit ihnen austauschen konnten, war der Vormittag religionspädagogischem Input gewidmet. Am Nachmittag stellten die TeilnehmerInnen des relilab innerhalb eines Barcamps die Inhalte vor, mit denen sie sich beschäftigt hatten und konnten an Workshops zu den Themen Actionbound, Podcasts und Datenschutz teilnehmen.

Im Mittelpunkt des Treffens im Februar stand als Input das Thema „Digitale (Lern-)Räume im RU – virtuell – hybrid – on demand“ im Mittelpunkt, bevor in einem weiteren Barcamp wieder die Möglichkeit bestand, eigene erarbeite Inhalte zu teilen und sich dann über den Einsatz von Escape-Rooms im Religionsunterricht zu informieren.

Beim Checkout im Mai war es schließlich erstmals wieder möglich, sich in Präsenz zu treffen, soweit die TeilnehmerInnen dies wünschten. Im Mittelpunkt stand an diesen beiden Tagen die Lehrperson im 21. Jahrhundert mit ihren unterschiedlichen Aspekten sowie, auf Wunsch der TeilnehmerInnen, noch einmal die Beschäftigung mit den Möglichkeiten der Virtual Reality. Die in Präsenz Anwesenden konnten am Abend dann auch ganz praktisch in Virtuelle Welten eintauchen. Abschließend konnten die TeilnehmerInnen ihren Erkenntniszugewinn im Bereich digitale und medienbezogene Kompetenzen aus der Fortbildung im Rahmen einer Selbsteinschätzung auf Grundlage des DigCompEdu-Konzeptes überprüfen.

Mit einer ausführlichen Feedbackrunde schloss das relilab 2021/22 schließlich.

Sowohl die TeilnehmerInnen als auch die ReferentInnen empfanden die intensive Zusammenarbeit als gewinnbringend und spannend. Besonders positiv wurden das Arbeiten und die gegenseitige Hilfe und Unterstützung in der Gruppe sowie die Flexibilität, die die hybride Form der Fortbildung ermöglichte, hervorgehoben. Alle TeilnehmerInnen bestätigten, dass die Fortbildung ihnen neue Erkenntnisse und Fähigkeiten im Bereich von Religionsunterricht und Digitalität gebracht habe und wünschten sich die Möglichkeit, sich als Gruppe auch weiterhin auszutauschen und zu unterstützen. Diesem Wunsch kamen die ReferentInnen gerne nach, in dem sie zukünftig einen offenen „relilab-Stammtisch“ anbieten, der sich in regelmäßigen Abständen trifft.

  1. Ausblick

Die intensive Arbeit am relilab 2021/2022 hat uns überzeugt, dass Religionsunterricht und Digitalität zwei Dinge sind, die in Zukunft eng zusammengehören werden. Das innovative, offene und vielfältige Fortbildungskonzept erwies sich als lohnenswerte Herausforderung, der wir uns auch in Zukunft stellen wollen. Deshalb hat die Schulabteilung der Diözese Würzburg sich entschieden, sich auch im Schuljahr 2022/23 ins relilab einzubringen und die bewährte Zusammenarbeit mit dem RPZ Heilsbronn weiterzuführen. Neu dazu gekommen ist ein weiterer Kooperationspartner: Forschungsstelle für Öffentliche Religionspädagogik (RUPRE) am Lehrstuhl für Religionspädagogik und Didaktik des Evangelischen Religionsunterrichts der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, vertreten durch  Prof. Dr. Manfred Pirner und Corinna Ullmann. An neuen Ideen für unsere zukünftigen TeilnehmerInnen mangelt es uns nicht und wir freuen uns auf die nächste Runde!

An folgenden Terminen wird das Relilab 2022/2023 stattfinden:

Auftaktveranstaltung: 26./27.09.22 am RPZ in Heilsbronn
Regionalgruppentreffen im Burkardushaus in Würzburg: 07.12.2022 (2. Würzburger Digitaltag für Religionslehrkräfte, offen auch für alle Religionslehrkräfte der Diözese Würzburg)
Regionalgruppentreffen an der FAU in Erlangen: 03.02.23
Abschlussveranstaltung: 11./12.05.2023 am RPZ in Heilsbronn

Alle Veranstaltungen sind Hybridveranstaltungen.

Die Anmeldung zum relilab ist bis zum 15.08.22 (ACHTUNG FERIENTERMIN!) möglich über FIBS:
Lehrgang A123-0/22/103-801A

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