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„Grün ist keine Farbe und sonntags hat Mama frei.“ – Mysterys im RU

Praxisplus Fastenzeit/Ostern – 7 Methoden für einen zeitgemäßen Religionsunterricht in der Fasten- und Osterzeit. Diesmal: Mystery. Von Barbara Mack.

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„Grün ist keine Farbe und sonntags hat Mama frei.“ Dieser Satz scheint mysteriös? Das soll er auch sein. Er ist der Einleitungssatz für ein Mystery,  eine Methode, in der Schülerinnen und Schüler kreativ und selbstbestimmt mit Hilfe von Hinweisen ein Thema erarbeiten und am Ende dieses nicht nur in vielen Aspekten erfasst haben, sondern auch Erklärungen für einen solchen Satz finden und darstellen können.

Die Unterrichtsmethode „Mystery“ wurde 1998 von David Leat in seinem Buch „Thinking through Geography“ (Cambridge: Chris Kingston Publishing 1998) vorgestellt. Seitdem wurde sie für  verschiedenste Fächer umgesetzt.

Ihren motivierenden Charakter erhält die Methode über die ungewöhnliche und rätselhafte Aussage am Anfang der Stunde, deren Bedeutung erst im Laufe einer Gruppenarbeit klar wird. Oft ist diese Aussage auch eingebettet in eine Geschichte.

Während der Gruppenarbeit setzen sich die SchülerInnen intensiv mit dem Thema auseinander. Sie lernen viele unterschiedliche Aspekte des Themas kennen, setzen sie miteinander in Beziehung, und unterscheiden zwischen passenden und irrelevanten Informationen. Sie strukturieren die relevanten Informationen inhaltlich und visuell, ergänzen sie durch eigenes Wissen und präsentieren sie dann mit Hilfe eines übersichtlichen Plakates.

So werden eine Vielzahl von Kompetenzen eingeübt und gefördert. Im „Leitfaden Mystery“ (education 21, Bern 2014, S. 2, Link siehe unten) werden folgende Kompetenzen genannt: Analyse von Problemen, Klassifikation von Informationen, Hypothesenbildung, Argumentationsfähigket und konzeptionelles Denken. All dies fließt zusammen in einer effektiven Schulung schlussfolgernden vernetztenen Denkens.

Das Plakat, das in jeder Gruppe anders aussehen und andere Schwerpunkte haben kann, zeigt nicht nur die Lösung des Anfangssatzes, sondern auch den Prozess, der dazu geführt hat. 

Während der Präsentation schulen die SchülerInnen ihre Argumentationsfähigkeit und reflektieren den Arbeitsprozess innerhalb ihrer Gruppe. Zudem machen sie die Erfahrung, dass es auf eine Frage unterschiedliche in sich stimmige Lösungen geben kann.

Praxisbeispiel: Ein Mystery zur Heiligen Woche

In diesem Mystery sollen die SchülerInnen die Tage der Heiligen Woche mit Hilfe von einschlägigen Bibeltexten und vielen weiteren Hinweisen kennen lernen.

„Grün ist keine Farbe und sonntags hat Mama frei.“

Bild: Barbara Mack/RP+

Für die Lösung dieser Mysteryfrage stehen 48 Hinweiskärtchen zur Verfügung. Sie teilen sich auf in Bibelstellen, Informationen, Bildkärtchen und Zwischenüberschriften. Je nach Klassenstufe, Niveau oder zur Verfügung stehender Zeit kann durch die Lehrkraft eine Auswahl getroffen werden. So können zum Beispiel die Zwischenüberschriften (Tage der Heiligen Woche) leicht weggelassen werden, um das Niveau anzuheben, auch sind nicht alle Informationen gleich bedeutend. Für eigene Informationen, die die Lehrkraft ergänzen möchte, steht eine PNG-Datei zur Verfügung, die in jedes Dokument eingefügt werden und mit Hilfe eines Textfeldes beschriftet werden kann. Außerdem steht noch eine Anleitung für die Schülerinnen sowie ein zusammenfassendes Arbeitsblatt für die Sicherung der Ergebnisse zur Verfügung.

Klassenstufe: Ab Sekundarstufe 1. In vereinfachter Form ist ein Einsatz auch in der 3./4. Klasse Grundschule denkbar. 

Zeitbedarf: Mindestens eine Doppelstunde. Ist weniger Zeit vorhanden (oder bei niedrigeren Klassenstufen), kann das Mystery alternativ auch als Mini-Mystery durchgeführt werden, dann erhält jede Gruppe nur die Kärtchen zu einem Tag der Heiligen Woche und gestaltet damit ein Din-A4 Blatt. Das Mystery wird dann gemeinsam gelöst, wenn alle Gruppen ihre Ergebnisse vorgestellt haben.

Benötigte Materialien: Pro Gruppe eine Bibel, ein großes Plakat oder Flipchartblatt, dicke Stifte, Kleber, ein Umschlag mit den (ausgewählten) Mystery-Hinweisen, ggf. Anleitungsblatt mit Methodenbeschreibung. Zur Sicherung: ggf. Arbeitsblatt mit Überblick über die Tage der Heiligen Woche.

Der Ablauf des Mysteries

Einstieg
  1. Die Lehrkraft schreibt den Mystery-Satz an die Tafel oder zeigt ihn in einer Präsentation oder auf einem Plakat. (Auf eine Einstiegsgeschichte wurde verzichtet, da der Kontext durch die Zeit im Kirchenjahr vorgegeben ist.)
  2. Die SchülerInnen dürfen vermuten, um was es in der Stunde geht.
  3. Die Lehrkraft erklärt die Methode (falls sie noch nicht eingeführt ist) kurz und verteilt die Materialien.
Gruppenarbeitsphase
  1. Die SchülerInnen können ggf. noch einmal gemeinsam die Aufgabenstellung lesen. 
  2. Als Überschrift auf ihr Plakat schreiben sie den Mystery-Satz.
  3. Anschließend nehmen sie Kärtchen für Kärtchen heraus, lesen die Kärtchen laut vor und legen sie vor sich auf dem Tisch ab. Sie können bereits in dieser Phase offensichtlich zusammenhängende Informationen zu Clustern ordnen.
  4. Sind alle Informationen bekannt, versuchen die SchülerInnen im Gespräch, sie zu ordnen, Verbindungen herzustellen und Überschriften zu finden. Sie kleben die sortierten Kärtchen auf das Plakat und  ergänzen sie durch Pfeile, Symbole und Notizen.
  5. Ziel ist es, durch die einzelnen Informationen einerseits das Thema zu durchdringen und zu strukturieren, andererseits den Mystery-Satz zu lösen.
Präsentation
  1. Anschließend präsentieren die SchülerInnen ihre Erarbeitungen vor der Lerngruppe. Dabei stellen sie vor allem ihr Vorgehen und den Aufbau des Plakates vor, sowie die von ihnen ergänzten Informationen und erklären ihren Lösungsansatz für die Mystery-Frage.
Sicherung
  1. Für die Sicherung gibt es mehrere Alternativen. Die SchülerInnen können sich bereits bei der Vorstellung der Plakate Notizen machen, die wichtigsten Punkte ihres eigenen Plakates ins Heft übertragen, sich alle Plakate als Gallery-Walk betrachten, Stichpunkte auf ein Arbeitsblatt schreiben….
Bild: Barbara Mack/RP+

Literatur und Links:

Viele Veröffentlichungen zum Thema „Mystery“ sind für den Geographieunterricht. Dennoch eignen sie sich gut, um die Methode genauer kennenzulernen und eigene Ideen zu entwickeln:

Haben Sie die Methode bereits im Unterricht eingesetzt oder haben Sie tolle Ideen für Mysterys im Religionsunterricht? Teilen Sie Ihre Erfahrungen und Ideen mit uns in den Kommentaren!

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