Information und Fortbildung

Gesichter des RU

Corinna Issig, Herigoyen Grund- und Mittelschule, Sulzbach am Main

Foto: Privat

Religionsunterricht bedeutet für mich …

dass ich mir gemeinsam mit den Kindern bewusst Zeit nehmen kann – Zeit für den Menschen mit all seinen Fragen, Ängsten, Sorgen und Hoffnungen. Ich schätze diesen besonderen Raum im Schulalltag, in dem wir miteinander ins Gespräch kommen, über religiöse und philosophische Themen nachdenken und einander wirklich zuhören. Dabei erlebe ich, dass wir voneinander lernen können. Kinder stellen oft existenzielle Fragen, auf die es keine einfachen Antworten gibt – und genau das macht uns gleich: Wir sind gemeinsam Suchende nach dem Sinn des Lebens. Das macht den Religionsunterricht für mich zu einem zutiefst menschlichen und berührenden Teil meiner Arbeit als Lehrerin.

Meine Sternstunde im Religionsunterricht war …

als wir uns im Rahmen einer Unterrichtssequenz mit der goldenen Regel beschäftigten und dabei in einer Stunde auch über Selbstliebe und die damit verbundenen Selbstzweifel sprachen. Viele Kinder öffneten sich plötzlich nacheinander im Vertrauen und erzählten von ihren persönlichen Unsicherheiten (abstehende Ohren, kleine Größe…). Es entstand ein tiefes Gemeinschaftsgefühl, in dem sich die Kinder gegenseitig bestärkten und ermutigten. Besonders be- rührte mich der Satz eines Kindes am Ende der Stunde: „Irgendwie haben fast alle Menschen irgendwelche Unsicherheiten – und viele Dinge sind mir bei den anderen gar nicht aufgefallen.“ Solche Momente zeigen mir, welches Potenzial im Religionsunterricht steckt: Gedanken und Gefühle anzustoßen, die vielleicht einen kleinen Samen in den Herzen der Kinder pflanzen – einen, der ihnen auf ihrem Lebensweg Halt und Orientierung geben kann. Auch ich werde nach solchen Stunden sehr nachdenklich.

Eine Schule ohne Religionsunterricht …

ist eine Schule, in der eine wichtige Dimension des Menschseins fehlt: die Auseinandersetzung mit Sinnfragen, Werten und der eigenen Identität.

Der Religionsunterricht ist für die SchülerInnen eine Kraftquelle, wenn …

sie erfahren, dass sie mit ihren Fragen und Gedanken ernst genommen werden und gemeinsam mit anderen nach Antworten suchen können. Auch dass sie darin einen Ort finden, an dem sie ohne Angst ihre Gedanken, Fragen und Zweifel äußern können und erleben, dass Gemeinschaft trägt.

Meine Lieblingsmethode im Religionsunterricht ist …

das gemeinsame Philosophieren und Erzählen, weil es den Kindern ermöglicht, über ihr eigenes Leben nachzudenken und von anderen zu lernen.

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