Stundenentwürfe,  Theorie und Praxis

Die Heilung der gekrümmten Frau

Eine Unterrichtsstunde aus der Sequenz „Wer bist du, Jesus?“ für die 3. Klasse. Von Sarah Brune. Vorgestellt von Anja Legge.

„Wer bist du Jesus? Und was lehrst du uns über das Reich Gottes?“ Dieser Frage sollen Schülerinnen und Schüler laut Lehrplan in der dritten Jahrgangsstufe nachgehen. Lehramtsanwärterin Sarah Brune hat für ihre Schülerinnen und Schüler an der Grund- und Mittelschule Volkach eine ganze Unterrichtssequenz zu diesem Thema entworfen. Dabei sollen die Kinder nicht nur das Reich Gottes als elementare Botschaft Jesu kennenlernen, sondern auch eigene Vorstellungen formulieren sowie Worte und Handeln Jesu als Hoffnungs- und Lebensperspektive für das eigene Leben erkennen. Herzstück der insgesamt 13 Unterrichtseinheiten (16 Unterrichtsstunden) ist die „Heilung der gekrümmten Frau“ (Lk 13,10-13). Diese Szene soll nicht als physische Heilung durch eine Art Magier verstanden werden, sondern als konkrete menschliche Zuwendung, mit der Jesus Veränderung bewirkt, Integration schafft und das Reich Gottes schon im Hier und Jetzt anbrechen lässt.

In den ersten sieben Einheiten beschäftigen sich die Schülerinnen und Schüler mit kulturellen und geographischen Gegebenheiten vor 2000 Jahren, lernen Kernelemente des Judentums kennen, philosophieren über das Reich Gottes und hören von den Seligpreisungen und dem Gleichnis vom Senfkorn. In der achten Unterrichtseinheit begegnen sie dann Johanna, die durch ihre aussichts- und hoffnungslose Situation krumm geworden ist. Im Bodenbild zum Stundenende ist Johanna von einem Steinkreis umgeben – Zeichen für ihre Isolation und Hoffnungslosigkeit.

An diese Situation knüpft Sarah Brune in der neunten Stunde direkt an. Mit einer Egli-Figur und Fußspuren, die zu perspektivischem Sprechen einladen („Mir geht es wirklich nicht gut. Ich fühle mich sehr allein.“), versetzt sie die Kinder in die Lage der gekrümmten Frau. Dann erzählt sie, wie es weitergeht, und stoppt mit den Worten „Und plötzlich spüre ich etwas, das meinen ganzen Körper bewegt.“ Sarah Brune fordert die Kinder zum Augenschließen und Nachspüren auf. Indem sie jedes Kind sanft an Schulter und Rücken berührt, macht sie die Zuwendung Jesu am eigenen Leib spürbar. Direkt im Anschluss erschließen die Kinder das individuell Erspürte in arbeitsteiliger, ganzheitlicher Gruppenarbeit noch etwas tiefer: Gruppe 1 gestaltet mit Tüchern und Gegenständen ein Bodenbild zur Situation, Gruppe 2 empfindet mit einem Standbild Gestik und Mimik der Szene nach, die dritte Gruppe versetzt sich durch perspektivisches Sprechen in Johannas Gedanken und Gefühle und Gruppe 4 entwirft einen Dialog zwischen den beiden Hauptfiguren. Die Kinder sehen so, wie die Isolation um Johanna aufgebrochen wird, der Steinkreis wird entfernt. Im letzten Teil der Stunde hören die Schülerinnen und Schüler den Ausgang der Bibelgeschichte und bringen diese mit der Reich-Gottes-Botschaft in Beziehung. Sie versetzen sich in Johannas neue Lage und ihnen wird klar, welche Wirkung das Handeln Jesu hat: „Ich fühle mich, als wäre mir eine Last genommen worden. Jesu Lächeln gibt mir viel Kraft und Hoffnung. Ich wünsche mir, dass die anderen Menschen sich ein Beispiel nehmen.“

Auf dieser Hintergrundfolie fällt es offenbar leicht, den Bezug zur Sequenzfrage „Wer bist Du, Jesus?“ herzustellen, nämlich: Jesus ist „jemand, der hilft, vor allem den Menschen, denen es nicht gut geht“ und „er gibt Menschen Hoffnung“. Die erweiterte Sequenzfrage „Was lehrst du uns über das Reich Gottes?“ weitet den Blick noch einmal und macht deutlich, dass Jesus „uns heute nicht nur mit seinen Worten, sondern auch mit seinem Handeln etwas über das Reich Gottes gelehrt hat“. Das Reich Gottes ist so „nicht nur etwas, wovon man träumen kann“, sondern kann durch jeden Menschen bereits im Hier und Jetzt anbrechen.

Den Konflikt mit dem Synagogenvorsteher, der Jesus die Heilung am Sabbat vorwirft, verlagert Sarah Brune bewusst in die Folgestunde. Das verstärkt ihrer Ansicht nach die Wirkung von Jesu Zuwendung und verleiht der Botschaft mehr Gewicht. In den letzten drei Sequenzeinheiten werden die Kinder selbst zu handelnden Akteuren: Sie sammeln konkrete Ideen, wie sie das Reich Gottes Wirklichkeit werden lassen – etwa durch ein nettes Wort, ein Lächeln, einen freundlichen Umgang miteinander. Am Ende steht der Einsatz für ein soziales Hilfsprojekt.

Den Unterrichtsentwurf der Autorin mit allen Materialien können Sie  hier herunterladen.

Mit Hilfe der Lernwand zur Sequenz behalten die Schülerinnen und Schüler den Überblick über das bisher Gehörte. Foto: Sarah Brune

 

 

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