Medien und Digitalität

Chat GPT – Und jetzt wird alles anders?

Chancen und Grenzen künstlicher Intelligenz im (Religions-)Unterricht. Von Barbara Mack

Willkommen zu einem spannenden Einblick in die aufregende Verbindung zwischen der Schule und dem GPT – dem bahnbrechenden Generative Pre-trained Transformer. In einer Ära, in der technologische Innovationen unseren Bildungssektor revolutionieren, erweist sich GPT als ein überaus faszinierendes Werkzeug, das das Potenzial hat, den Unterricht auf ein neues Niveau zu heben. Wir tauchen ein in die Welt der künstlichen Intelligenz und entdecken, wie GPT eine wertvolle Ressource für Lehrkräfte und SchülerInnen sein kann. Doch lassen Sie sich nicht von seiner vermeintlichen Ernsthaftigkeit täuschen, denn dieses linguistische Wunderkind hat auch eine verspielte Seite, die für eine erfrischende Atmosphäre im Klassenzimmer sorgen kann. Werfen wir einen Blick auf die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von GPT und wie es den Weg für eine kreative und interaktive Lernumgebung ebnen kann.

Als wir am 1. Dezember 2022 erwachten, war nichts mehr wie vorher. Denn am Abend des 30. November schrieb User @ sama
(Sam Altman, CEO der Firma OpenAI) auf Twitter folgenden Tweet, der unser Leben, so konnte man in vielen Medien lesen oder hören, für immer verändern sollte: „Today we launched ChatGPT.“

Alles sollte anders werden – vor allem in Forschung, Lehre und Schule.

KI/AI) nichts Neues. Ganz unbemerkt hat sie sich ohnehin schon in unser Leben geschlichen und wir alle nutzen sie jeden Tag im Internet, auf unserem Smartphone, bei Anrufen im Callcenter oder wenn Alexa, Siri oder eine andere persönliche Assistenz uns daran erinnert, dass wir einen Regenschirm brauchen werden. KI ist längst überall. Was hat sich also an diesem letzten Tag im November 2022 geändert?

Zum ersten Mal war ein KI-Programm für Texte weltweit, kostenlos und in einer Fülle von Sprachen verfügbar. Und ChatGPTs Fähigkeiten, sinnvolle Texte zu fast unbegrenzten Themen zu formulieren, und seine oft völlig natürlich wirkenden Antworten überraschten sogar IT-Spezialist*innen.

Und vor allem – die KI kam nicht als kompliziertes Programm, mit dem nur Fachleute umgehen können. Man kann vollkommen normal mit ihr reden und ihr Fragen stellen, die sie beantwortet, man kann nachfragen, und dabei bleibt die KI immer höflich, geht auf die fragende Person ein und die Ergebnisse lassen auf den ersten Blick kaum Wünsche offen. Es scheint manchmal geradezu, als hätte man einen nahezu idealen, fast menschlichen persönlichen Assistenten gefunden.

Was genau ist jedoch Chat GPT? Chat steht dabei für Chatbot, also ein Computerprogramm, das eine menschliche Unterhaltung imitieren soll. GPT steht für generative pre-trained transformer. Gemeint ist damit eine Software der Kategorie „Large Language Model“. Sprache wird dabei simuliert, indem die Software jeweils berechnet, welches Wort wohl das sinnvollste ist, dass auf die zuvor ausgegebene Wortfolge folgen kann. Dieses Prinzip ist schon lange bekannt unter dem Begriff „Markov Chain“ – und jeder von Ihnen hat bereits seine Erfahrungen damit gemacht, wenn Ihnen Ihr Telefon einen Wortvorschlag vervollständigt hat, nachdem Sie nur ein paar Buchstaben eingetippt haben.

Wenn also in der öffentlichen Diskussion immer wieder davon geredet wird, dass ChatGPT Fehler macht, halluziniert oder gar lügt, geht dies am Thema vorbei: ChatGPT kann nicht lügen – denn es denkt nicht, es rechnet. Und dies mit beeindruckender Schnelligkeit und Treffgenauigkeit. Dabei ist ChatGPT vielleicht sogar viel leistungsfähiger – und gleichzeitig undurchschaubarer, als wir bislang vermuten. Das versuchen neue Untersuchungen zu zeigen (vgl. Terrence J. Sejnowski, Large Language Models und the Reverse Turing Test, in: Neural Computation Vol. 35, Issue 3, March 2023, S. 309 – 342).

Die Anwendung des Chatbots ist denkbar einfach: Um Antworten zu erhalten, benutzen die Anwender*innen sogenannte „Prompts“, also Arbeitsanweisungen für die Software. Diese Arbeitsanweisungen so zu gestalten, dass ChatGPT sie in sinnvolle und nicht nur allgemeine Antworten umsetzen kann, ist die einzige Hürde, die sich Anwender*innen stellt. Dabei ist es wichtig, präzise Fragen zu stellen und diesen ausreichend Hintergrundinformationen hinzuzufügen, um den Kontext der Frage zu klären. Außerdem sind spezifische Anweisungen zum Ausgabeformat möglich, z.B. die Frage nach einer Argumentation, nach Beispielen, Definitionen oder kreativen Antworten. Entspricht die Antwort dann noch nicht ganz den Bedürfnissen und Wünschen der fragestellenden Person, so können unbegrenzt Nachfragen gestellt werden. Da sich ChatGPT jeweils an die vorangegangenen Prompts und Antworten „erinnert“, kann der ausgegebene Text immer mehr verfeinert und angepasst werden.


Doch was bedeutet dies für uns Lehrkräfte?

Viele Lehrkräfte waren und sind verunsichert. Chat GPT ist für jede Schülerin und jeden Schüler zugänglich. Dies wird Auswirkungen auf unsere Art zu unterrichten haben. Welche Aufgabenstellungen, welche Prüfungsformate werden in Zukunft noch Sinn machen? Wie kann ich meinen Schüler*innen erklären, dass Wissen und Bildung nicht einfach durch das Befragen einer KI ersetzt werden kann und darf und sie zum eigenständigen Lernen und Arbeiten motivieren? Sollen wir KI-Programme wie ChatGTP überhaupt in unserem Unterricht thematisieren und anwenden?

Unsere Aufgabe als Lehrkräfte ist es, unsere Schüler*innen umfassend zu bilden und sie auf die Begegnung mit der Welt vorzubereiten. Dazu gehört heute auch das Thema KI. Und das Wissen um Probleme des Datenschutzes, die Erkenntnis, dass ausgegebene Inhalte nicht immer zuverlässig sind und die Einsicht, dass auch die beste KI nur als Hilfsmittel dienen und uns das Lernen nicht abnehmen kann, sind wichtige Informationen, die wir unseren Schüler*innen und Schülern auch im Religionsunterricht vermitteln können.

Daneben gibt es aber auch eine ganze Reihe von Aufgaben, die die KI sehr gut erledigt – darunter auch viele Anwendungsmöglichkeiten, die uns und unseren Schüler*innen das Leben sehr erleichtern können.

Für uns als Lehrkräfte kann die KI eine ganze Reihe von RoutineAufgaben übernehmen: Texte zusammenfassen, Quizze entwerfen, Informationstexte zusammenstellen oder Ideen für den Unterricht liefern, die wir als Aufhänger für unsere eigenen Stundenvorbereitungen nutzen können.

Für Schüler*innen bietet sich die Software als „Lernbuddy“ an, als eine immer zur Verfügung stehende Lernbegleitung, die Fragen beantwortet und schwierige Inhalte erklärt, Arbeiten korrigiert und Rückmeldungen geben kann, und gezielte Übungsmaterialien zur Verfügung stellen kann – aber auch als Beispiel für die Notwendigkeit von Medienkompetenz und für die vielen ethischen Fragen, die sich aus der Nutzung von KI ergeben.

Dabei ist ChatGPT – auch wenn es gerade in aller Munde ist – nur die Spitze des Eisbergs. KI-Tools gibt es mittlerweile für die unterschiedlichsten Aufgabenbereiche: zur Bilderstellung, für Fremdsprachen und natürlich zur Texterstellung oder -bearbeitung – und dabei ChatGPT längst nicht die einzige Anwendung, die uns (und unseren Schüler*innen) zur Verfügung steht. Und es ist jetzt schon abzusehen, dass wir uns erst am Anfang einer rasanten Entwicklung befinden.


Die deutsche Ethikkommission kommt in ihrer Stellungnahme „Mensch und Maschine: Herausforderungen durch künstliche Intelligenz“zu folgender Schlussfolgerung über KI in der Bildung: Die KI bietet eine ganze Reihe von Chancen, z. B. personalisiertes Lernen, potenziell objektivere Bewertung, verbesserte Zugangschancen und Inklusion von Lernenden mit besonderen Bedürfnissen und Entlastung der Lehrkräfte. Dem gegenüber werden aber auch klar die Risiken benannt: Verzerrungen und Beeinträchtigungen der Privatsphäre und Autonomie, Gefahr der Isolation und Vereinsamung der Lernenden und eine möglicherweise qualitative Veränderung des Lernverhaltens (ebd. S. 28).

Klar stellt sie aber auch heraus, dass trotz der Unterstützung, die KI im Lehr-Lernprozess bieten kann, personale Vermittlung und personale Aspekte der Bildung weiterhin im Mittelpunkt stehen müssen und betont die Relevanz der Schule als Sozialraum der Interaktion zwischen Menschen (ebd.).

Die Entwicklungen der KI werden sich nicht aufhalten lassen. Das Nutzen der Chancen, die uns geboten werden, bei gleichzeitigem Abwägen, und, wo immer möglich, Vermeiden der Risiken wird nicht nur in den nächsten Jahren eine unserer wichtigen Aufgaben als Lehrkräfte werden. KI ist da und sie hat uns in die Verantwortung genommen, unsere Schüler*innen zu befähigen, nicht nur auf technischem Gebiet sinnvoll mit ihr umzugehen.

Ach, übrigens … den launigen Einstieg zu diesem Artikel hat mir netterweise ChatGPT geschrieben. Hätten Sie es gemerkt?

 

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