Editorial

Die Frage nach Gott. Von Jürgen Engel.

Liebe Leserin, lieber Leser!

Dumme Fragen …

gibt es nicht, aber Dumme fragen nicht. Fragen von Schülerinnen und Schülern sind in den meisten Fällen willkommen bei den Lehrkräften. Die Frage nach Gott ist im Religionsunterricht mehr als das: sie bringt nicht nur den Lernprozess weiter, sie zeigt auch das „Interessensthermometer“ an. Es gibt nichts Schöneres, als dass durch Theologisieren mehr Bewegung mit einer entsprechenden (Betriebs-)Temperatur in den Unterricht kommt. Das kühle Gegenteil kennen wir leider manchmal auch: So gibt es nichts Schlimmeres in der religiösen Bildung als coole junge Menschen ohne Fragen. Dumm sind sie damit noch lange nicht, aber sie können es bleiben und als Erwachsene dumm dastehen, wenn platte und oberflächliche Positionen zu Glaube und Religion vertreten werden, dass es peinlich wird.

Heute gilt aber jemand eher als „dumm“, wenn er oder sie nach Gott fragt. Der naturwissenschaftliche Ansatz hat mittlerweile so die Oberhand gewonnen, dass die Frage nach Gott als „beantwortet“ gilt. In früheren Zeiten galt derjenige als dumm, der nicht an Gott glaubte. Mehr noch: als unzivilisierter, als minderwertiger Mensch, dem die Frage nach Gott mit Unterdrückung und Gewalt beantwortet wurde. Statt Menschen für den Weg zum Glauben zu gewinnen, wurde er ihnen dadurch versperrt.

Aufgabe des Religionsunterrichtes ist es daher, beide Antworten als falsch zu entlarven. Vielmehr sollen Schülerinnen und Schüler kundig gemacht werden, ohne sie missionarisch bekehren zu wollen. Mit diesem Ansatz kommt Dynamik in das Unterrichtsgespräch. Er öffnet den Raum für neues Denken und gibt Orientierung in Glaubensfragen und in der Frage nach Gott. Auf Ihre Antwortversuche, liebe Religionslehrerinnen und Religionslehrer, dürfen sich Ihre Schülerinnen und Schüler freuen. Und umgekehrt!

Und worauf freue ich mich? Auf den neuen RelPädplus – eine moderne Zeitschrift mit einem zeitgemäßen Konzept und vielen spannenden Beiträgen für einen gelingenden Religionsunterricht!

Würzburg, im Juli 2021
Jürgen Engel