Schulpastoral und Spiritualität

Spirituelle Online-Angebote – nicht nur in Coronazeiten

„Hoffnung hamstern“ und mehr: Schulpastoral und Spiritualität während des Lockdowns. Ein Erfahrungsbericht. Von Sybille Ritter und Barbara Mack

Foto: Ashley Batz auf unsplash.com

Schulpastoral lebt von der persönlichen und echten Begegnung mit den Schülerinnen und Schülern. Das war immer eine der Hauptprämissen, die wir verinnerlicht hatten. Und dann kam Corona. Von einem Tag auf den anderen waren diese persönlichen, direkten Begegnungen nicht mehr möglich, ja, sogar verboten. Im gesamten Land machten sich Religionslehrkräfte auf, neue Wege zu finden.

Am Alexander-von-Humboldt- Gymnasium Schweinfurt werden schulpastorale und spirituelle Angebote schon seit vielen Jahren von einer vertrauensvollen Kooperation beider Konfessionen und einem an alle Mitglieder der Schulfamilie gerichteten Angebot geprägt.

Unmittelbar nach dem überraschenden Beschluss der Schulschließung im März 2020 überlegte das Schulseelsorgeteam an unserer Schule Schritte, unseren Schülerinnen und Schülern, Eltern und Kolleginnen und Kollegen weiterhin die gewohnten Gesprächsangebote machen zu können. Eine allgemeine Mailadresse wurde eingerichtet und später eine Telefonsprechstunde eingeführt, so dass wir auch weiterhin immer erreichbar waren.

Dann kam die vorösterliche Zeit, eine Phase, in der wir immer wieder spirituelle Impulse gesetzt hatten. Gerade im Jahr 2020 war diese Zeit mit viel Verunsicherung verbunden. Wir wollten deshalb den Schülerinnen und Schülern Zeichen der Hoffnung setzen.

Gesamtgesellschaftlich ließen sich ja während dieses Ausnahmezustands interessante Phänomene feststellen. Plötzlich wurden Hamsterkäufe getätigt aus der Angst heraus, unsere Versorgung mit den Gütern des täglichen Lebensbedarfs würde knapp. Ein Verhalten, das wir eigentlich nur aus Kriegszeiten kannten. Doch dieses Hamstern stand Pate für eine Idee, die die evangelische Landeskirche in Bayern im März 2020 auf ihrer Seite https://www.konfiweb.de  veröffentlichte. Jugendliche, deren Konfirmation verschoben werden musste, sollten unter #hoffnunghamstern Bilder veröffentlichen, die Hoffnung machen. Hoffnung zu hamstern – das fanden wir eine gute Idee und einen passenden Titel für unser seelsorgerliches Angebot.

Die Plattform unserer Wahl war Mebis, die von unserer Schule bevorzugte Plattform für den Online-Unterricht. Wir richteten zwei gemeinsame Kurse ein, jeweils für die Klassen 5 – 7 und 8 – 12, in die wir alle katholischen und evangelischen Schülerinnen und Schüler einschrieben. Alle anderen Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte konnten auf Wunsch ebenfalls auf die Kurse zugreifen.

Zwei Wochen lang – vom 30. März bis zum Ostersonntag – boten wir den Schülerinnen und Schülern dort kurze Texte an. Dabei war die erste Woche dem Thema Hoffnung und Dankbarkeit gewidmet. Die Impulse standen zum Beispiel unter den Überschriften „Warum Hoffnung?“, „Danke!“ und „Die Hoffnung bleibt“. Die Tage der Karwoche wurden, wiederum unter dem Hoffnungsaspekt, mit Texten und persönlichen Statements ausgedeutet. Es ging dabei um „Falsche Erwartungen“, „Gott findet mich“, „Diese Nacht ist anders“ oder „Die Osterbrille“.

Schuljahresende und Schuljahresbeginn gestalteten sich schwierig. Gemeinsame Gottesdienste waren aus organisatorischen Gründen an unserer großen Schule nicht möglich. Impulse wurden in die Hand der einzelnen Lehrkraft gelegt. Und unsere Pläne für Weihnachten wurden schließlich durch die verfrühte erneute Schulschließung zunichte gemacht.

Deswegen konzentrierten wir uns auch im Jahr 2021 wieder auf die Fastenzeit. Wir stellten fest, dass wir uns alle durch die anhaltende Lockdownsituation im Grunde in einem permanenten Fasten- modus befanden. So hatten wir das Gefühl, dass der klassische Titel der Fastenzeit „7 Wochen ohne …“ einer Modifizierung bedurfte. Dem wollten wir durch den Titel „7 Wochen mehr“ Ausdruck verleihen.

Da wir diesmal genug Planungszeit hatten, konnten wir uns ein aufwendigeres Konzept überlegen. Wieder benutzten wir Mebis-Kurse als Plattform, die diesmal in allen Klassenkursen verlinkt wur- den. Die steile Lernkurve bei uns Lehrerinnen und Lehrern, was den Einsatz digitaler Mittel betrifft, spiegelt sich in unserem Angebot 2021 deutlich wider. Wir begannen am Aschermittwoch mit einem „virtuellen Aschermittwochsgottesdienst“ mit dem Titel „Stopp!“ Dazu hatten alle Religionslehrkräfte persönliche Botschaften als Video, Podcast oder Screencast aufgenommen, die von Texten und Liedern umrahmt wurden und in unser Thema einführten.

 Jeder Mittwoch für die nächsten Wochen stand unter einem Thema mit „Mehrwert“: „Hoffnung“, „Dankbarkeit“, „Horizonte“, „Perseverance“ und „Natur“. Den Schülerinnen und Schülern wurden Anregungen zum Selbererleben geboten, es gab Texte und Lieder, viele Bilder, Geschichten zum Lesen und Anhören, eine Fantasiereise samt Wellenrauschen und Foren zum Austausch miteinander.

Die schon vor der Corona-Pandemie allgegenwärtige Debatte um das Reizthema Digitalisierung hat durch die Maßnahmen zur Bewältigung der Krise im Sozialraum Schule ungeheure Fahrt auf- genommen. Ganz hautnah haben wir erlebt, was für eine Chance so manche digitale Tools uns boten, mit den uns anvertrauten Schülerinnen und Schülern in Kontakt zu bleiben. Doch trotz aller gelungener Möglichkeiten haben wir auch erfahren, dass die direkte Begegnung von Mensch zu Mensch durch nichts zu ersetzen ist.

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